Grevenbroich Miniatur-Segler erobern Gustorfer Höhe

Grevenbroich · Modellflieger aus ganz Europa treffen sich jetzt auf dem Segelflugplatz. Im Fokus der Veranstaltung: Schlepperflüge. Die Szene ist groß und versteht sich als eine Familie. Mit dabei sind auch Berufspiloten mit einer Schwäche für Mini-Flieger.

 Mit motorisierten Schleppmaschinen (Vordergrund) werden die Miniatur-Segler in den Himmel gezogen. Auf einer Höhe von 300 Metern klinken sie sich aus.

Mit motorisierten Schleppmaschinen (Vordergrund) werden die Miniatur-Segler in den Himmel gezogen. Auf einer Höhe von 300 Metern klinken sie sich aus.

Foto: l. berns

Normalerweise starten auf der Gustorfer Höhe Segelflugzeuge, in denen echte Menschen sitzen. Doch diese Woche ist dort alles anders: Die Modellflieger des Aero-Clubs Grevenbroich-Neuss haben das große Areal für sieben Tage "erobert". Zum ersten Mal sind dort Modellflug-Enthusiasten aus ganz Europa zusammengekommen, um mit ihren motorisierten Schleppmaschinen und Segelfliegern einige Runden zu drehen. Das Treffen zählt 43 Teilnehmer, die fast alle auf dem Platz campen. "Wir sind wie eine große Familie", sagt Dominik Tomaschewski, der das Treffen der Modellflieger gemeinsam mit Detlef Schroers im Vorfeld organisiert hatte. Wegen der vielen Teilnehmer mussten die Modellflieger auf den Platz ausweichen, von dem aus eigentlich nur die bemannten Segler in den Himmel steigen.

Jetzt sind es Modelle im Maßstab 1 zu 2,5 beziehungsweise 1 zu 3, die über dem Flugplatz kreisen - also vergleichsweise sehr große Modelle, die auf den ersten Blick auch als echte Flieger durchgehen könnten. "Die Segelflugzeuge haben bei uns eine Spannweite von vier bis hin zu neuneinhalb Metern und werden mit Schleppern in die Luft gezogen", erklärt Tomaschewski, der seit 15 Jahren begeisterter Modellflieger ist. Wie das Hochziehen genau funktioniert? "Wir verbinden Motorflugzeug und Segler mit einem 35 Metern langen Seil. Das Segelflugzeug klinkt sich dann in einer Höhe von etwa 300 Metern aus."

Für die Piloten, die ihr Flugzeug vom Boden aus per Fernsteuerung durch die Luft manövrieren, bedeutet das: Sie müssen viel Fingerspitzengefühl an den Tag legen. Denn die Modelle sind oft mehrere Tausend Euro teuer; außerdem stecken meist etliche Arbeitsstunden in ihnen. Dominik Tomaschweski: "Die größte Herausforderung ist es, die Aufwinde zu finden. Nur mit deren Hilfe kann ein Segler auch lange Zeit in der Luft bleiben." Der Rekord beim Treffen auf der Gustorfer Höhe liegt bei rund zwei Stunden. Die Bedingung für eine gute Thermik: Das Wetter muss gut sein - und der Wind darf nicht zu stark über den Platz fegen. "Bei zu starkem Wind ist das Fliegen zu riskant", sagt der 26-Jährige.

Einer der Piloten, die jetzt in Gustorf an den Start gegangen sind, ist Richard Branderhorst aus der Nähe von Arnhem in den Niederlanden. "Ich fliege Modelle schon seit meiner Kindheit", erzählt der 65-Jährige, der 30 Jahre lang für eine große niederländische Fluggesellschaft als Flugkapitän gearbeitet hat. Geflogen sei er vor allem auf Langstrecken, oft mit Jumbojets. "Ich bin aber in all den Jahren auch der Modellfliegerei treu geblieben." Richard Branderhorst begeistern allerdings die motorisierten Schlepper ein Stück mehr als die Segler. "Ich ziehe die Segelmodelle am liebsten in die Luft", sagt er und erzählt, was für ihn den Reiz an solchen Treffen wie dem in Gustorf ausmacht: "Ich treffe immer wieder Bekannte aus der Szene - wir besuchen uns gegenseitig."

Die Modellflug-Abteilung des Aero-Clubs überlegt nun, auch im nächsten Jahr wieder ein internationales Treffen zu veranstalten.

(cka)
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