Grevenbroich Mehr als 100 Methadon-Patienten kommen täglich

Grevenbroich · Weit mehr als 100 drogenabhängige Menschen kommen jeden Tag in die Klinik von Dr. Joachim Friedrich Treppmann in die Grevenbroicher Südstadt. Ein Großteil von ihnen ist heroinabhängig gewesen und nimmt nun den Ersatzstoff Methadon.

 Dr. Joachim Friedrich Treppmann versorgt Methadon-Patienten nicht nur aus Grevenbroich, sondern auch aus den Nachbarkommunen.

Dr. Joachim Friedrich Treppmann versorgt Methadon-Patienten nicht nur aus Grevenbroich, sondern auch aus den Nachbarkommunen.

Foto: L. Berns

Doch die Nachfrage ist mittlerweile deutlich größer als das Angebot. "Wir könnten hier auch 300 Patienten behandeln", sagt Treppmann. Deshalb befasst er sich gerade mit dem Gedanken, seine Praxis zu erweitern.

Darüber sind allerdings nicht alle glücklich. Denn von den 100 Patienten, die Tag für Tag in die Klinik in der Südstadt gehen, fallen einige unangenehm auf. Treppmann bringt ein Beispiel: "Neulich rief mich der Bahndirektor an, sagte, es seien meine Patienten, die am Bahnhof Alkohol trinken." Dass solche Szene vorkommen, bezweifelt der Arzt nicht. Die Verantwortung sieht er allerdings an anderer Stelle: "Der Arzt ist nicht zuständig, wenn einer seiner Patienten im Supermarkt Whisky klaut." Treppmann geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn wir morgen die Praxis schließen und keine Patienten mehr behandeln würden, dann hätten wir auf einmal 200 Einbrüche und Körperverletzungen mehr als bisher."

Drogengeschäfte am Bahnhof

Viele Patienten kommen aus anderen Städten, um sich in der Grevenbroicher Spezialpraxis behandeln zu lassen. Nicht wenige davon kommen mit der Bahn. Die Polizei hat in den vergangenen vier Monaten im Bahnhofsbereich zwei Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Das ist überschaubar. Allerdings räumt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold ein: "Unsere Klientel weiß, dass wir kommen. Die macht ihre Geschäfte dann nicht am Bahnhof, sondern irgendwo anders."

Nicht alle Methadon-Patienten seien auffällig. "Vielen sieht man nicht einmal an, dass die drogenabhängig und auf Methadon sind. So sind 38,5 Prozent in einem geregelten Arbeitsverhältnis, haben stabile soziale Bindungen." Das sei laut Treppmann einer der wichtigsten Bestandteile der Therapie: "Die Arbeit und die sozialen Beziehungen strukturieren den Tagesablauf. Es wäre wünschenswert, wenn wir noch mehr Arbeitsplätze vermitteln könnten."

Genau das sei oft schwierig. Viele Firmen seien vorsichtig, wollen sich keinen ehemaligen Heroinabhängigen in die Belegschaft holen. "Sie haben die Befürchtung, dass er rückfällig und so eine Belastung für das Miteinander in der Firma werden könnte", meint Treppmann.

(NGZ)
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