Grevenbroich Magisches Pulver und Raketen -Ingenieur macht Kinder zu Forschern

Grevenbroich · "Chemie ist das, was knallt und stinkt. Physik ist das, was nie gelingt", wissen Schlaumeier zu reimen. Seit seiner Gründung im September 2010 wiederlegt Wolf Ostler, studierter und inzwischen pensionierter Diplom-Ingenieur, das Vorurteil. In dem von ihm an der Jugendkunstschule (Juks) initiierten "Forscherclub" lernt der Nachwuchs, was es mit Naturwissenschaften auf sich haben kann. "Wir erfinden hier nichts Neues", sagt der 70-jährige Experte. "Wir wenden Bestehendes an."

 Kennt Formeln und Tricks der Physik: Wolf Ostler (70).

Kennt Formeln und Tricks der Physik: Wolf Ostler (70).

Foto: von Dolega

Das allerdings nicht irgendwie, sondern "kindergerecht-spielerisch mit lehrreichen Aspekten". So stellen die Forscherclubber magisches Pulver her oder zünden Raketen, "immer wieder ein Highlight", wie Juks-Leiter Rudolf Ladwig weiß. Dazu werden ausrangierte Plastikflaschen mit Wasser gefüllt, einem speziellen Verschluss geschlossen und auf drei Bar aufgepumpt. Der physikalische Hintergrund ist dann das Rückstoß-Prinzip und damit die Flieger Marke "Eigenbau" nicht wegschwirren, bekommen sie außerdem einen Fallschirm. "Exemplarisch" ist das Experiment, "wir wollen grundsätzlich Versuche anbieten, die sich auch Zuhause nachmachen lassen", erklärt Dozent Ostler. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Kontext, "jenseits des Kurses weiterzumachen ".

Letztlich soll nicht nur kindgerecht Wissen über Naturwissenschaften wie Physik und Chemie vermittelt werden, sondern so etwas wie die Liebe zu diesen Disziplinen ausgelöst werden - so wie einst bei Ostler selbst. Nach dem Abi hat er sich an der Technischen Universität eingeschrieben, kam als Jung-Ingenieur nach Frimmersdorf. "Weil ich dort meine Frau kennenlernte, bin ich geblieben", sagt er. Nicht nur beruflich, auch privat sind Experiment und Wissenschaft seine Themen, irgendwann, inzwischen selbst Großvater geworden, sagte eine seiner Töchter: "Mensch Papa, gib doch mal einen Kinderkursus."

So kam er zu Rudolf Ladwig an die Juks. "Dieser Werkstatt-Charakter passt prima in unser Konzept", sagt er über das ehrenamtliche Engagement von Ostler und seiner drei Mitstreitern. Als "inhomogene Gruppe" bezeichnet er die Teilnehmer im Alter von sechs bis zehn Jahren, damit alle etwas lernen, werden Phänomene in die Erfahrungswelt der Kinder übertragen. Um einen elektrischen Stromkreis darzustellen, wird ein Apfel zum Elektron, das im Kreis weitergereicht wird. Dazu gehört zu jedem Thema ein Merkblatt, in dem Regeln zur Sicherheit notiert sind. "Und zu jedem Experiment gehören Taschenlampe und Lupe. Denn Forscher müssen genau hingucken."

Zu Beginn des Kurses - Start ist am Samstag, 17. Februar - gibt es einen Button, der die Jungforscher als solche ausweist. Am Ende bekommt jeder sein Forscher-Diplom. Und wenn dann hängen bleibt, "Zauber durch Beobachtung und Versuche entzaubern zu können, um die Ergebnisse für sich zu nutzen", dann hat der Forscherclub sein Ziel erreicht: "Hintergrundwissen mit Spaß zu vermitteln."

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