Grevenbroich Logistik ist die Jobmaschine der Region

Grevenbroich · Die Logistik-Branche expandiert - doch die Anforderungen ändern sich. Das zeigt eine gestern vorgestellte Studie.

Die Zahl der Beschäftigten in der Logistik-Branche hat in der Region seit 2008 um mehr als ein Drittel zugenommen. Das geht aus der gestern vorgestellten Studie "Logistik am Mittleren Niederrhein" hervor, die vom Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos AG im Auftrag der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein erstellt wurde. Die Studie zeigt die Bedeutung der Logistikbranche und ihre Verflechtung mit den traditionellen Schlüsselindustrien in der Region - zum Beispiel der Nahrungsmittel-, Metall-, Automobil- und Chemieindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau. Für IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz ein wichtiges Signal: "Die Logistik-Branche hat ein schlechtes Image. Dabei ist sie mit Blick auf den Beschäftigungsaufbau enorm wichtig und bietet viele Chancen."

Der Rhein-Kreis Neuss spielt - unter anderem mit dem Regiopark und dem Neusser Hafen - als Logistikstandort eine bedeutende Rolle in der Region. Fast zwölf Prozent der rund 403.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis verdienen ihr Geld in logistischen Berufen - das ist der dritthöchste Wert im IHK-Kammerbezirk, nur Mönchengladbach (13,6 Prozent) und der Kreis Viersen (12,3) weisen mehr auf. Der Rhein-Kreis liegt damit auch deutlich über dem NRW-Schnitt (9,7 Prozent) und dem Bundesschnitt (9,5 Prozent). "Bislang waren wir lediglich mit einem guten Gefühl unterwegs, dass die Region ein Hotspot der Logistik-Branche ist", sagt Steinmetz. "Die Studie untermauert das jetzt mit Zahlen, Daten und Fakten."

Kleine und mittlere Unternehmen prägen die Logistik-Branche in der Region. "Knapp 80 Prozent der Unternehmen haben weniger als 50 Mitarbeiter", sagt Prognos-Projektleiterin Jutta Peters. Angeboten werden überwiegend Stück- und Massenguttransporte mit dem Lkw sowie zu 18 Prozent Wasser- und zu 15 Prozent Schienentransporte.

Die Branche befindet sich jedoch im Wandel. Neben klassischen Dienstleistungen wie Transport, Lagerung und Verteilung von Waren kommen zunehmend neue Aufgaben hinzu, zum Beispiel im Bereich Planung und Beratung, Etikettierung und Qualitätskontrolle. Auch die Digitalisierung verändert das Berufsbild. Verkürzte Lieferzeiten, mehr Flexibilität und die Verzahnung der Prozesse mit moderner Informationstechnik ("Industrie 4.0") heben die Ansprüche an die Mitarbeiter. "Der Fachkräftemangel ist zentrales Thema in den Unternehmen", sagt Peters.

Die IHK leitet aus der Studie einen Katalog mit Handlungsempfehlungen ab: Die Logistik-Branche brauche ein besseres Image, dem Fachkräftemangel müsse entgegengewirkt, die Verkehrsinfrastruktur den Anforderungen eines wachsenden Warenverkehrs angepasst werden - und es müssten weitere Flächen für die Ansiedlung von Logistik-Unternehmen bereitgestellt werden.

(NGZ)
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