Grevenbroich Letzte Runde für City-Wirte

Grevenbroich · Leere Lokale in der Coens-Galerie, im Montanushof und in der Fußgängerzone: Immer mehr Gastwirte in der Innenstadt hängen die Schürze endgültig an den Nagel.

Wer in der City essen oder einen Kaffee trinken will, muss nicht lange nachdenken: Immer mehr Wirte haben die Schürze ausgezogen und die Tür abgeschlossen — endgültig. Einige Beispiele: In der Coens-Galerie wurden vor zwei Wochen bei "Oebel" die letzten Brötchen verzehrt, im großen Eiscafé im hinteren Teil der Mall wurde seit Rosenmontag 2008 kein Cappuccino mehr serviert.

Das Frühstückscafé "Cafépause" an der Karl-Oberbach-Straße steht seit Sommer leer, auch für die McDonalds-Filiale im Montanushof fehlt noch immer ein Nachmieter. Seit Herbst wurde im "Flönz" kein Bier mehr ausgeschenkt und aus der Kneipe "Zille" in der Oelgasse ist längst eine Ruine geworden, auch die Trattoria ein paar Häuser weiter hat längst dicht gemacht. Zufall oder Zeichen für eine Krise?

"Krise", sagt Marion Becker, Restaurantchefin sowie bei der Dehoga zuständig für den Raum Grevenbroich und Neuss-Süd. "Die Wirtschaftskrise ist längst bei den Wirten angekommen." Seit 2008 hätten viele ihrer Kollegen aufgegeben. "Das Problem: Die Gäste bleiben weg, aber die Kosten bleiben hoch", sagt Becker. Generell sparen sich immer mehr Menschen das Essen im Lokal: "Und wenn sie kommen, verzichten sie auf Vorspeise und Dessert." Für die Gastwirte, die bereits vor der Wirtschaftskrise Probleme hatten, sei die lange Flaute oft "der Todesstoß".

"Es gibt Handlungsbedarf", sagt auch Robert Jordan, zuständig für Stadtmarketing und Tourismus. Von einer Krise will er nicht sprechen; für die vielen leeren Ladenlokale zwischen Bahnstraße und Ostwall sieht er — wie auch der städtische Wirtschaftsförderer Ulrich Held — "individuelle Gründe".

Beispiel "Flönz": "Hier war der Mietvertrag schon fast unterschrieben, doch der Interessent und die Brauerei konnten sich nicht einigen", sagt Robert Jordan. Jetzt müsse weiter gesucht werden.

Beispiel "Cafépause": Die Pächterin hatte Insolvenz angemeldet, das Verfahren dauert noch an. "Leider", sagt Hausbesitzerin Christel Rheydt-Onkelbach: "Denn wir wollen so schnell wie möglich wieder eröffnen." Interessenten für die Immobilie gebe es reichlich: "Es gibt insgesamt 15 Bewerber, die vielversprechende Konzepte angeboten haben." Was sich Rheydt-Onkelbach von der neuen "Cafépause" verspricht: "Sie soll künftig auch nach 18 Uhr geöffnet haben. Wir wollen etwas anbieten, wo sich die Grevenbroicher auch nach Feierabend treffen können — etwa auf ein Glas Wein bis 21 oder 22 Uhr."

Wie die schwächelnde Gastro-Szene im Grevenbroicher Zentrum wieder belebt werden kann: "Mit Aktionen wie Bandauftritte in Lokalen ("Grevenbroich live") oder einem Wirtefest", meint der Stadtmarketing-Manager. Auch der Stadtstrand "Evita Beach" soll mit Norbert Lupp im Sommer wieder an den Start gehen: "Dieses Angebot lockt wieder Gäste in die City", ist sich Robert Jordan sicher.

(RP)
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