Grevenbroich Langschläfer am Murmeltiertag

Grevenbroich · Im Grevenbroicher Schneckenhaus schnarcht sich eine Schlafmaus durch den Winter. Selbst das Geschrei vom "lachenden Hans" weckt sie nicht auf. Und so wird die Maus auch heute den Murmeltiertag schlichtweg verpennen.

 Große Augen für die Kamera: Als die Schlafmaus im Herbst im Schneckenhaus abgegeben wurde, war sie noch ziemlich rege.

Große Augen für die Kamera: Als die Schlafmaus im Herbst im Schneckenhaus abgegeben wurde, war sie noch ziemlich rege.

Foto: Schneckenhaus

Einige Fellspitzen lassen sich noch erahnen, sonst ist vom Langschläfer im Grevenbroicher Schneckenhaus nicht mehr viel zu sehen. Die kleine Schlafmaus hat es sich in der Aufzuchtstation im Bend richtig gemütlich gemacht. "Bis April hält die jetzt Winterschlaf", sagt Schneckenhaus-Chef Norbert Wolf. Nie käme er auf die Idee, seinen Dauerschläfer aufzuwecken. Auch nicht heute, am Murmeltiertag, den Wolf im Übrigen als "ausgemachten Schwachsinn" bezeichnet.

"Schwachsinniger Brauch"

Im US-Bundesstaat Pennsylvania sieht man das ein wenig anders. Dort wird Bill Deely, der Präsident des Murmeltiervereins im kleinen Örtchens Punxsutawney, kurz nach Sonnenaufgang erneut in Frack und Zylinder gekleidet zur Tat schreiten. Unter dem Jubel von Zehntausenden wird das verschlafene Murmeltier Phil ans Tageslicht ziehen, um dem Nager eine (mehr als unwahrscheinliche) Wetterprognose zu entlocken. Sieht Phil seinen Schatten und zieht sich erschrocken zurück in den Bau, müssen sich die Menschen in Punxsutawney auf weitere sechs Wochen Winter einstellen. Bleibt Phil hingegen ruhig, kommt der Frühling ziemlich bald. Die Chancen, dass Phil tatsächlich richtig liegt, beziffern amerikanische Studien übrigens auf rund 30 Prozent.

"Und dafür wird ein Tier aus seinem Winterschlaf gerissen", sagt Wolf empört. Den Brauch hält er für Tierquälerei — und für gefährlich: "Das Tier muss unheimlich viel Energie aufbringen, um so unvermittelt seinen Schlaf zu beenden."

An der kleinen Schlafmaus dürfte sich Bill Deely allerdings die Zähne ausbeißen. Wer den "lachenden Hans" verpennt, hat einen tiefen Schlaf. Der "lachende Hans" ist schlicht ohrenbetäubend. Mit einer unermüdlichen Aufgeregtheit schleudert der australische Eisvogel den Besuchern im Schneckenhaus sein "Ku-ku-ku-ku-ku-Ka-ka-ka" entgegen. Es ist seine Art, Besitzansprüche anzumelden. Tatsächlich wird Hans die Voliere im Schneckenhaus wohl nie mehr verlassen. Sein Revier ist ihm sicher, und niemand würde es ihm streitig machen. Doch das weiß Hans natürlich alles nicht — und so ist er mit seinem meckernden Lachen derzeit der Lautsprecher im sonst winterlich ruhigen Schneckenhaus.

Wenn die Maus, auch Bilch genannt, im April wieder aufwacht, soll sie ausgewildert werden. "Diese kleinen Nager sind leider sehr selten geworden bei uns. Umso schöner ist es doch, wenn diese Maus bei uns einen friedlichen Winterschlaf hatte", sagt Norbert Wolf

(NGZ/url)
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