Grevenbroich Lange Wartelisten für Schwimmkurse

Grevenbroich · Die DLRG warnt: Nur 45 Prozent der Kinder können schwimmen. Dabei sind viele Anfänger-Kurse in Grevenbroich überlaufen.

 Im Schlossbad bietet der Turnklub Grevenbroich Schwimmunterricht – hier mit Irene Dohmen – an. Die Wartelisten sind lang.

Im Schlossbad bietet der Turnklub Grevenbroich Schwimmunterricht – hier mit Irene Dohmen – an. Die Wartelisten sind lang.

Foto: M. Reuter

Ein 13-Jähriger kommt bei einem Unfall am Unterbacher See in Düsseldorf ums Leben: Der Nichtschwimmer fällt aus dem Tretboot ins Wasser und ertrinkt. Seitdem steht das Telefon von Gabi Seifert (58) nicht mehr still. Die ehemalige Leistungsschwimmerin betreibt seit 24 Jahren eine Schwimmschule, bietet Unterricht in Düsseldorf und Grevenbroich. Auf ihrer Warteliste stehen zurzeit 60 Kinder. "Die Nachfrage ist unglaublich hoch", sagt Seifert. Was sie ebenfalls für Grevenbroich beobachtet hat: "Die Kinder lernen immer später schwimmen. Oft reagieren Eltern erst, wenn die Schule die Schwimmfähigkeit anmahnt. Dabei ist Schwimmen lebensnotwendig."

Im vergangenen Jahr ertranken in Deutschland 383 Menschen — die meisten (144) in stehenden Gewässern wie Seen und Teichen. Generell sinkt die Zahl der Toten durch Ertrinken aber.

Dass es immer weniger Schwimmer gibt, das kann Andreas Burger, Chef der Grevenbroicher Ortsgruppe der "Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG)", bestätigen: "Von hundert Kindern können 45 nicht richtig schwimmen." Zugleich gebe es aber weniger Anmeldungen für DLRG-Schwimmkurse — ein Widerspruch, den auch Burger nicht erklären kann: "Dabei spielen sicherlich unterschiedliche Faktoren eine Rolle." Denn der samte Verein leidet unter Mitgliederschwund: "Bis vor zwei Jahren war die Nachfrage sehr groß. Doch wir erkennen eine Umkehr des Trends", sagt Burger. Die Kinder würden in der Freizeit seltener auf die DLRG setzen: "Es gibt ja wahnsinnig viele Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche", so der DLRG-Chef.

Lange Wartelisten für Nichtschwimmer — die kann dagegen Regina Ebel für den Turnklub (TK) Grevenbroich bestätigen. Die Schwimmer stellen mit rund 400 Mitgliedern die größte Abteilung im Verein. Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist unverändert hoch — und viel größer als das Angebot in Grevenbroich. "Wer jetzt viel Glück hat, kann vielleicht direkt nach den Sommerferien noch in einen Kursus reinrutschen", meint Ebel. In der Regel sei aber mindestens mit Wartezeiten "bis nach Oktober zu rechnen — manchmal kann es auch bis zu sechs Monate dauern". Dabei bietet der TK unterschiedliche Module für das Schwimmtraining: zum einen das Training für Vereinsmitglieder, zum anderen Schwimmkurse, die einzeln auch von Nichtmitgliedern gebucht werden können.

Das Problem für den Verein: Trotz Wartelisten kann er sein Angebot an Schwimmkursen nicht ausweiten. "Wir haben unsere Kapazitäten im Schlossbad erschöpft. Mehr Zeiten können wir nicht belegen", sagt Regina Ebel. Auch Gabi Seifert würde gern mehr Zeit — insbesondere während der Ferien — für ihre Kleingruppen mit vier Kindern im Lehrbecken in Neurath belegen: "In Grevenbroich kann ich das Becken nicht in den Ferien benutzen. Deshalb fehlen mir pro Jahr drei Monate."

(NGZ)
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