Landwirtschaft in Grevenbroich Regen bremst den Kartoffel-Anbau aus

Grevenbroich · Die Frühjahrsbestellung fällt 2023 ins Wasser: Wegen des ständigen Regens kommt es zu starken Verzögerungen – auch bei Zuckerrüben, Möhren und Mais. Landwirte müssen einiges aufholen, nicht zuletzt für die Pommes-Produktion.

 Hans-Georg Kremer-Kreutzer auf einem frisch bepflanzten Kartoffelfeld nahe Gut Norbisrath. Die Frühjahrsbestellung 2023 ist wegen der häufigen Schauer deutlich schwieriger als in den Vorjahren.

Hans-Georg Kremer-Kreutzer auf einem frisch bepflanzten Kartoffelfeld nahe Gut Norbisrath. Die Frühjahrsbestellung 2023 ist wegen der häufigen Schauer deutlich schwieriger als in den Vorjahren.

Foto: Kandzorra, Christian

Goldgelb frittiert und gut gewürzt schmecken sie am besten: Pommes Frites sind die unangefochtene Nummer eins beim Imbiss. Den „Rohstoff“ bilden besonders stärkehaltige und vor allem große Kartoffeln. Diese wachsen zum Beispiel auf den Feldern von Gut Norbisrath bei Langwaden. In diesem Jahr ist Hans-Georg Kremer-Kreutzer mit der Pflanzung neuer Kartoffeln aber spät dran – wie so viele Landwirte in der Region. Grund sind die seit Wochen immer wieder durchs Land ziehenden Regengüsse.

Das Ackerland im Rheinland ist durch die Wolkenbrüche wassergesättigt. Bearbeiten Landwirte die Böden mit schweren Maschinen, riskieren sie Strukturschäden – und außerdem ist zu viel Feuchtigkeit für das Wachstum der Kulturen suboptimal. Nun hinken die Landwirte mit der wichtigen Frühjahrsbestellung um Wochen hinterher. Besonders drastisch zeigt sich das bei den Kartoffeln: Sie sollten schon seit vier Wochen im Boden sein. Hans-Georg Kremer-Kreutzer: „Wir haben erst am Sonntag damit beginnen können, Kartoffeln zu pflanzen. Ein Drittel fehlt noch.“

 Eine Pflanzkartoffel, umgeben von feuchtem Löss. Viele Landwirte konnten späte Sorten bisher nicht pflanzen.

Eine Pflanzkartoffel, umgeben von feuchtem Löss. Viele Landwirte konnten späte Sorten bisher nicht pflanzen.

Foto: Kandzorra, Christian

Auch andere Kulturen werden aktuell deutlich später gesät oder gepflanzt als in den vergangenen Jahren. Dazu zählen beispielsweise Zuckerrüben, Möhren und Mais. „Man kann davon ausgehen, dass die Erträge in diesem Jahr geringer ausfallen werden“, sagt Landwirt Kremer-Kreutzer. Der Grund: Am Ende fehlt Vegetationszeit. Spätestens im September oder Oktober muss die Ernte eingefahren werden – sonst drohen neue Widrigkeiten durch Witterungseinflüsse wie etwa Frost.

Umso wichtiger sind für die Landwirte die Monate April und Mai. „Für Feldarbeiten sind das die wichtigsten“, betont Kremer-Kreutzer. Idealerweise sind die Böden in diesen Monaten trocken und krümelig – so lassen sich etwa Pflanzkartoffeln gut in die Erde einbringen. Doch diesen Zustand hat in den vergangenen Wochen so gut wie kein Feld erreichen können: Immer wieder hat Regen den Landwirten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hans-Georg Kremer-Kreutzer hofft nun, dass der Himmel schnell aufklart – möglichst für einige Tage.

Für die Produktion von Pommes Frites und Chips werden besonders große und stärkehaltige Kartoffeln benötigt.

Für die Produktion von Pommes Frites und Chips werden besonders große und stärkehaltige Kartoffeln benötigt.

Foto: dpa/Lukas Schulze

Noch größer ist die Hoffnung aber in Bezug auf das Wachstum: Die späten Sorten haben nun einiges aufzuholen. „Die Natur kann einiges ausgleichen“, sagt der Landwirt von Gut Norbisrath, das unter anderem für Spargel bekannt ist. So seien die Bodentemperaturen trotz des Regens recht stabil. „Ganz kompensieren kann die Natur die späte Frühjahrsbestellung aber nicht.“ Auswirkungen haben könnte das auf die Menge und die Größe auch von den großkalibrigen Kartoffeln, die Kremer-Kreutzer für die belgische Fritten-Industrie anbaut. Für sie ist die Größe der Kartoffeln weitaus entscheidender als für Endverbraucher: Speiseware (dazu zählt die klassische, festkochende Kartoffel) ist nicht auf eine so lange Vegetationszeit angewiesen.

Von den Auswirkungen des ständigen Regens ist auch Johannes Küppers betroffen. Er ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach und ebenfalls Landwirt. Er sagt: „Wir waren die letzten Jahre durch die Frühjahrstrockenheit verwöhnt. Zuckerrüben und Kartoffeln waren früh gepflanzt. Die Trockenheit der vergangenen Jahre hatte aber auch Nachteile: Die ersten Felder mussten schon im Mai beregnet werden, weil es schlicht zu trocken war.“

Die Kosten für Wasser zur künstlichen Beregnung auf ihren Feldern können sich die Landwirte in der Region jetzt sparen – ein nicht unerheblicher Kostenfaktor. Nicht unerheblich sind aber auch die Kosten für die Frühjahrsbestellung, wie Johannes Küppers verdeutlicht: Die nun von Verspätung betroffenen Kulturen kosten am meisten in der Aussaat beziehungsweise in der Pflanzung, bringen am Ende aber auch viel Geld. Je weniger Zeit einer Kultur zum Wachsen bleibt, desto geringer fällt meist auch der Ernteertrag aus.

Küppers selbst wird vom Regen gebremst: Er schätzt, dass noch etwa 20 Prozent seiner Zuckerrübenfelder nicht bestellt sind. „Normalerweise fangen wir damit um den 20. März an“, sagt er. „Jetzt haben wir schon Mitte Mai und säen immer wieder zwischendurch, zwischen den Schauern.“ So leicht wollen sich die Landwirte aber nicht vom Wetter geschlagen geben: Sie werden ihre Felder bestellen, denn eine „Verlagerung“ des Saatguts ist für sie in der Regel keine Option. Schon wegen bestehender Abnahmeverträge, die erfüllt werden müssen, sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft.

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