Grevenbroich L 361: Flammender Protest

Grevenbroich · Ein eindrucksvolles Bild: Mit 300 Pechfackeln stellten rund 400 Demonstranten am Freitag Abend den Verlauf der geplanten L 361n nach. Damit protestierten sie gegen die Trasse und für den Erhalt der Erftaue.

 Ein leuchtendes Signal setzten gestern Abend rund 400 Demonstranten, die gegen den geplanten Verlauf der Ortsumgehung L 361 protestierten. Dadurch werde die Erftaue als wichtiger Natur- und Erholungsraum zerstört.

Ein leuchtendes Signal setzten gestern Abend rund 400 Demonstranten, die gegen den geplanten Verlauf der Ortsumgehung L 361 protestierten. Dadurch werde die Erftaue als wichtiger Natur- und Erholungsraum zerstört.

Foto: L. berns

Kapellen Die Fackeln reichen nicht aus. Gerhard Hoff, Vorsitzender der Initiative "Rettet die Erftaue", zündet eine der letzten an. Insgesamt 300 Pechfackeln hatte das Aktionsbündnis gegen die geplante Ortsumgehung L 361n übers Internet besorgt, doch rund 400 Menschen kommen zum Treffpunkt am früheren Rewe-Markt — auch viele Familien mit Kindern ziehen zur Demonstration im Dunkeln.

Was sie bei Schneeregen und Temperaturen um den Nullpunkt lockt? "Idealismus und Liebe zur Natur", sagt Barbara Offermanns (70), die mit Mann, Schwiegertochter und Enkeln unterwegs ist. Die Erftaue muss erhalten bleiben. Wir haben hier doch so wenig Wald." Kai-Jo hält eine Pechfackel in der Hand, für den 13-Jährigen ist's die erste Demo. Ben (2) beobachtet, gut eingepackt, vom Kinderwagen das Geschehen. Die Erwachsenen haben sich zuvor mit Kaffee vorgewärmt oder waren wie Rolf Behrens in warme Unterhosen geschlüpft.

Der Sprecher des Bund für Umwelt und Naturschutz blickt zufrieden: "Bei dem Wetter müsste man jeden Teilnehmer dreifach zählen." Am Tag zuvor hatte er mit nur 200 Demonstranten gerechnet.

"Diese Ortsumgehung würde den einzigen zusammenhängenden Naturraum bei uns zerstören, dort leben Eisvogel, Pirol, Nachtigall und Molche", sagt Behrens. "Diese Straße ist unnötig, die Westumgehung entlang der Autobahn ist die viel bessere Alternative", erklärt Hoff und betont: "Wir sind auch für eine Entlastung der Anwohner der Kapellener- und Neusser Straße."

Dann geht's los, der Schneeregen hört auf. In fünf Gruppen stapfen die Demonstranten ihren Aufstellungsorten entgegen — etwa alle 20 Meter postieren sich ein oder mehrere Fackelträger. Von Gilverath bis zum Ortsanfang von Wevelinghoven reicht schließlich die Lichterkette, auch an der Römerstraße leuchten Fackeln. Friedrich Würfel hat an der Straße "An der Untermühle" Position bezogen, mit einer Taschenlampe macht er sein Schild "L 361n Nein" für vorbeifahrende Autofahrer sichtbar. "Ich stamme aus Münchrath, habe ein liebevolles Verhältnis zur Erftaue. Ich habe ein Grundstück gepachtet und renaturiert", erzählt der 47-Jährige aus Neuss-Reuschenberg.

Allmählich sind die Fackeln heruntergebrannt, verlöschen die Lichter. Nun hoffen die Menschen, dass ihr Protest bei Politik und Behörden beachtet wird.

(RP)
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