Grevenbroich Kwasny verordnet Zwangspause im Rathaus

Grevenbroich · Lieber elf Tage schließen, heißt die Devise ab 21. Dezember im Rathaus. Die meisten Mitarbeiter werden aus Kostengründen beurlaubt.

 Ab Freitag, 21.Dezember, kann Ursula Kwasny dieses Schild ans Rathaus hängen: Bis 2. Januar werden viele Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt.

Ab Freitag, 21.Dezember, kann Ursula Kwasny dieses Schild ans Rathaus hängen: Bis 2. Januar werden viele Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt.

Foto: Reuter

Für viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung Grevenbroich dauern die Weihnachtsferien in diesem Jahr etwas länger. Keine mildtätige Gabe von Rathaus-Chefin Ursula Kwasny, sondern eine Auszeit aus Kostengründen. "Wir sparen damit deutlich Energiekosten", so Rathaus-Sprecher Andreas Sterken. Noch gewichtiger fällt das Einsparpotenzial bei der Arbeitszeit aus: Wenn 300 Schreibtische der Verwaltungsmitarbeiter leer bleiben, wird damit auch Arbeitszeit im Gegenwert von rund 170 000 Euro eingespart. "Das lohnt sich", meint Andreas Sterken.

Grevenbroich ist dabei längst keine Ausnahme. Zahlreiche klamme Kommunen wollen durch die Zwangsschließung zwischen den Jahren sparen. Auch in den Großstädten wie Köln, Dortmund, Essen oder Duisburg will man dieses Einsparpotenzial nutzen. Auf diese Weise sollen Energiekosten gespart werden und zugleich Urlaubstage oder Überstunden der Mitarbeiter abgebaut werden. Die Stadtverwaltung Köln etwa wird von ihren 17 000 Beschäftigten alle bis auf 3000 in den Zwangsurlaub schicken — dadurch können satte 500 000 Euro eingespart werden.

In der Nothaushaltskommune Grevenbroich fällt diese Summe natürlich deutlich kleiner aus: Werden 300 Mitarbeiter insgesamt für elf Tage in den Urlaub geschickt, können 3500 Euro an Energiekosten eingespart werden. Pro Jahr muss die Stadtverwaltung rund 100 000 Euro für Strom und Wärme im Rathaus ausgeben. "Natürlich können wir die Heizungen nicht vollständig runterdrehen. Sonst würden bei Frost noch die Leitungen beschädigt werden", schränkt Andreas Sterken ein. Zudem wären kalte Büros unfair all denjenigen Kollegen gegenüber, die ihren Dienst versehen. Denn komplett dicht gemacht wird die Verwaltung nicht — einige Bereiche müssen für Notfälle erreichbar sein.

"Selbstverständlich können uns die Bürger noch in Notfällen erreichen", sagt Andreas Sterken. Sonderdienste wie Friedhofs-, Ordnungs- oder Standesamt seien sehr wohl auch am Donnerstag, den 27., und am Freitag, den 28. Dezember erreichbar. Für alle übrigen Kollegen beginnt der reguläre Dienst erst am ersten Arbeitstag im Jahr 2013 wieder: nämlich am Mittwoch, den 2. Januar.

Nicht nur in den Rathäusern, auch bei den kulturellen Angeboten regiert zwischen den Jahren in vielen Städten der Rotstift: In Essen werden etwa Museen und Theater über die Feiertage geschlossen — auch im "Museum der Niederrheinischen Seele" hängt während der Schulferien das "Geschlossen"-Schild. Auf die Frage, warum gerade in einem Zeitraum, in dem viele Familie mit Kindern Ferien hätten, das Museum geschlossen wird, sagt Andreas Sterken: "Das ist ein Erfahrungswert." Zudem könnten die Weihnachtsferien für das Team der Museums genutzt werden, um Überstunden abzubauen: "Es ist eine kleine Mannschaft, die dort mit großem Einsatz arbeitet — wegen der zahlreichen Kulturveranstaltungen am Abend fallen dort auch viele Überstunden an."

(NGZ/ac)
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