Grevenbroich Kwasny klagt über den Beförderungs-Stopp

Grevenbroich · Die Stadt hat rund 1,1 Millionen Euro an Personalkosten eingespart. Das lobt der Landrat, wenn auch verhalten: "Grevenbroich tendiert damit in die richtige Richtung", erklärte Hans-Jürgen Petrauschke auf Anfrage unserer Zeitung. Den von ihm als Finanzaufsicht ausgesprochenen Beförderungs-Stopp im Rathaus will er jedoch noch nicht aufheben.

Der Chef der Kreisverwaltung hatte im Frühjahr insbesondere die Personalkosten der Stadt kritisiert. Sie seien zwischen 2010 und 2013 um 8,6 auf 34,9 Millionen Euro angestiegen. Die Konsequenz: Bürgermeisterin Ursula Kwasny muss seither sämtliche Personalmaßnahmen mit dem Landrat abstimmen — egal ob es um Neueinstellungen, Vertragsverlängerungen oder Beförderungen geht. Offensichtlich fruchtet dieses Prozedere. Denn Kwasny konnte jetzt melden, dass sich bei den städtischen Personalkosten eine Einsparung in Millionenhöhe abzeichne.

"Das zeigt mir, dass in Grevenbroich versucht wird, ordentlich zu sparen", betonte Petrauschke. Die Stadt müsse weiterhin alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um diesen "Verschlankungs-Prozess" voranzutreiben. Dazu zähle auch der Verzicht auf Beförderungen. "Sicherlich ist das nicht schön — und sicherlich wird man das auch mal wieder ändern müssen. Aber erst einmal muss der Haushalt in Ordnung gebracht werden", meinte Petrauschke mit Blick auf ein prognostiziertes Defizit von 35,6 Millionen Euro im Etat-Entwurf für 2014.

Dass die Bürgermeisterin alle Personalangelegenheiten mit dem Chef der Kommunalaufsicht abstimmen muss, trifft im Rathaus nicht unbedingt auf Freude. Schon 75 Mal musste dem Landrat zum Teil umfangreich berichtet werden. "Dies führt zu einem enormen Aufwand, der die Personalwirtschaft lähmt", beklagte Ursula Kwasny.

Während sie die Einsparungen positiv bewertet, seien die personalwirtschaftlichen Folgen aus Sicht der Bürgermeisterin fatal: "Da es an Beförderungschancen und beruflichen Perspektiven mangelt, haben sich gut qualifizierte Mitarbeiter zu anderen Dienstherren orientiert", betonte sie. Die Stellen hätten überwiegend nicht mehr besetzt werden können, dies bedeute nicht nur Mehrarbeit für andere Rathausbedienstete, sondern auch einen Verlust an Know-how. "Wir stehen mit anderen Behörden und Kommunen in Konkurrenz, die wegen ihrer Haushaltslage bessere Aussichten bieten können", erklärt Kwasny. Das sieht die Personalratsvorsitzende Anneliese vom Scheidt genauso: "Finanzielle Perspektiven sind wichtig — damit uns die Leute, vor allem die jungen, nicht weglaufen."

Nach Informationen unserer Zeitung will die Bürgermeisterin nun ein Vieraugengespräch mit dem Landrat suchen, um ihn auf die Beförderungs-Problematik hinzuweisen. Ob Petrauschke darauf eingehen wird, ist fraglich.

(NGZ)
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