Grevenbroich Kultur kompakt: In 60 Minuten durchs Museum

Grevenbroich · Bei der Kompakt-Tour werden in der Villa Erckens innerhalb nur einer Stunde im Schnelldurchlauf die schönsten Ausstellungsstücke gezeigt.

Museumsführungen gibt es viele, aber interessante Kompakt-Touren nur selten. Innerhalb von knapp bemessenen 60 Minuten führt Archivar Thomas Wolff durch die Schätze des Museums Villa Erckens. Dieser Schnelldurchlauf ist intensiv und gibt Kostproben dessen, was dann später noch mal in aller Ruhe und mit Muße unter die Lupe genommen werden kann. "Mir hat es gut gefallen", lobt Katarina. "Habe viel Wissenswertes erfahren", sagt Felix. Und "es war echt toll!", lautet eine der häufigsten Rückmeldungen über "das Gehirn von Grevenbroich", wie Ulrike Oberbach, Teilnehmerin dieser Temporunde, Thomas Wolff fröhlich nannte.

"Immer mal wieder und je nach Bedarf" dreht der Museumsmann diese Turbos durch das 2012 eröffnete Haus mit "niederrheinischer Seele". Das sei damals die "besondere Aufgabe" gewesen, erinnert er sich an die Anfänge: "Wir sind kein Museum mit klassischer Sammlung und bestücken aus dem Fundus." In einzelnen Themenräumen werden Schwerpunkte gesetzt.

 Filigranes Original unter der Decke des Salons in der Villa Erckens.

Filigranes Original unter der Decke des Salons in der Villa Erckens.

Foto: Tinter Anja

Schon das Haus selbst ist ein Kleinod, über dessen architektonische Besonderheiten sich ausführlich schwelgen ließe. Marmoroptik an Säulen, Türen in Kammzug-Technik und mit Tapeten bespannte Wände - jedes Accessoire ist etwas Zeitgeschichte und berichtet aus einer Phase, als ein gewisser Oscar Erckens in seinem Salon nicht bloß repräsentierte, sondern auch Politik machte. In welchen Gewerken rund um Spinnerei und Weberei bis ins ferne New York, wohin er Stoffe für die Polizeiuniformen lieferte, der Industrielle tätig war, dokumentiert das Untergeschoss. Hier wird anhand ausgewählter Exponate der Strukturwandel der Stadt und seines Umfelds dokumentiert. Multimedial kann hier per Mausklick Geschichte erfahren werden, hinter Glas stehen Gegenstände wie Quäker-Haferflocken, Konserven aus der Sauerkrautfabrik Erftland oder der Gemüsefabrik Grönland. "Man könnte sich bei jedem Detail lange aufhalten", schwärmen Teilnehmer. "Das macht Lust auf mehr", werden die Schlaglichter, die in den vielen Zimmern auf diverse Themen geworfen werden, kommentiert. Mit geräuschen des Wohlgefallens beispielsweise werden niederrheinische Kulinarika wie der Festtagskuchen namens Riemchen-Torte oder Klatschkies mit Kruk begutachtet. "Sie können hier auch große Kaffeetafeln buchen", erklärt Thomas Wolff den Zuhörern, wie sich kulinarische Aspekte jenseits der Theorie auf der Zunge erleben lassen. Gleiches gilt für Mundart - hier könnte stundenlang in Hörproben geschwelgt werden - oder Brauchtum - ein 2011 produzierter Film stellt Schützenfeste als Vorspiel mit drei Akten dar. Aber auch Aspekte wie Energie, Braunkohle, Religion und die spezifischen Eigenarten der Menschen vom Niederrhein werden versiert erklärt. Mit ausreichend Zeit lässt sich all das erkunden. "Die Kompakt-Tour hat Appetit auf mehr gemacht."

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