Kultur in Grevenbroich Anita Wego ist die "gute Seele" der Villa Erckens

Grevenbroich · Anita Wego arbeitet im Kulturbereich der Stadt. Seit 26 Jahren ist sie die „gute Seele“ der Villa Erckens. Sie ist nicht nur Allroundtalent, sondern hat auch viele spannende Geschichten parat.

 Anita Wego kümmert sich in der Villa Erckens um alles. Vom Kassieren über die Betreuung von Veranstaltungen bis hin zur Abrechnung.

Anita Wego kümmert sich in der Villa Erckens um alles. Vom Kassieren über die Betreuung von Veranstaltungen bis hin zur Abrechnung.

Foto: Cornelia Brandt

Ein herzliches Lächeln, ein netter Plausch und die kompetente Beantwortung aller Fragen – wer die Villa Erckens im grünen Herzen der Grevenbroicher Innenstadt besucht, trifft an fünf Tagen die Woche als erstes auf Anita Wego. Seit 26 Jahren ist sie im Kulturbereich der Stadt angestellt und die „Gute Seele“ im „Museum der Niederrheinschen Seele“. Stammbesucher begrüßt sie sogar mit Namen. Von morgens bis abends kümmert sich die 64-Jährige darum, dass die Gäste sich wohl fühlen und der Museums- und Veranstaltungsbetrieb reibungslos läuft. An manchen Tagen kann das sogar bis ein Uhr nachts gehen.

Das Aufgabenspektrum von Wego ist weit gefasst. Unter anderem kassiert sie die Eintrittsgelder der Museumsbesucher, verkauft Konzertkarten und beantwortet Fragen zur Ausstellung. Auch zum Haus selbst haben viele der Gäste Fragen. „Gebaut wurde die Villa 1887 für die Familie Erckens von einem Großonkel von Kai Pflaume, dem Fernsehmoderator“, weiß sie spannende Details für ihre Gäste zu berichten.

Auch Kaffekochen und Brötchenschmieren gehören zu den Aufgaben von Anita Wego. „Wenn zum Beispiel Künstler hier auftreten. Die reisen meistens schon zwei Stunden früher an, und um die kümmere ich mich dann“, erzählt sie. Besonders liebt sie an ihrem Job, dass er so vielfältig ist. Wenn Veranstaltungen stattfinden, sorgt Wego dafür, dass das Licht an- beziehungsweise ausgeschaltet wird und hilft beim Auf- und Abbau. Also alles, was im Normalfall ein Hausmeister machen würde. „Ich habe früher mal als Hausmeistervertretung an Schulen gearbeitet“, solche Tätigkeiten seien also daher auch auf der 1300 Quadrateter großen Fläche der Villa Erckens für sie nicht neu.

Vor fünf Jahren musste das zurückhaltende Allroundtalent noch einmal was ganz Neues lernen: „Da ist der Kollege, der bis dahin die Abrechnungen gemacht hat, ausgeschieden“, sagt Wego. So kam es, dass sie sich plötzlich noch mit dem Thema Computer auseinander setzen musste. Einen Kursus habe sie dafür jedoch nicht belegt. „Das haben mir die Kollegen hier im Haus beigebracht und immer geholfen, wenn ich nicht weiter wusste.“ Auch ihren Mann habe sie zu Hause öfter mal gefragt, ob er ihr das eine oder andere am Computer zeigen könne. „Heute ist das kein Problem mehr. Ich mache die Abrechnungen und beantworte die E-Mails.“ Alles ganz selbstständig.

Ihre Lieblingsstücke in der Dauerausstellung der „Niederrheinischen Seele“ sind die alten Fotografien, die aus der Familie ihres Mannes stammen. Darauf abgebildet ist zum Beispiel „seine Oma, wie sie zusammen mit ihrer Tochter an einer Kaffetafel sitzt“. Wego betrachtet das Bild und strahlt. Genauso, wenn sie über eins der typisch niederrheinischen Gerichte spricht, die ebenfalls einen Platz in dem Museum haben: „Sauerbraten. Aber vom Pferd muss der sein. Eine Woche lang eingelegt in Essig, mit Zwiebeln, Lorbeeren und Nelken“, schwärmt die gebürtige Wilhelmshafenerin.

In einem der anderen Räume der Dauerausstellung steht ein alter Kohleofen. „Genau so einen hatten meine Eltern im Badezimmer“, erinnert sie sich. „Da unten kommen die Briketts rein. Sowas kennen die Kinder doch heute gar nicht mehr.“ Deshalb sei es gut, dass solche Dinge in dem Museum ausgestellt seien. Genau wie die riesige Zuckerrübe, die in einem großen Glas mit Flüssigkeit konserviert ist, gleich neben verschiedensten Sorten von Zucker, die daraus gemacht werden. „Gegessen haben wir die aber früher nicht“, das seien Steckrüben gewesen, erinnert sie sich.

Auch Wegos Enkel, die Kinder ihrer beiden Söhne, kommen die Oma hin und wieder an ihrem Arbeitsplatz besuchen: „Als die klein waren, sind die hier immer zum Kindertheater gegangen.“ Das sei doch praktisch gewesen. „Mama hat die abgeliefert und Oma war ja sowieso hier.“ Als das Museum wegen Corona eine Zeit lang geschlossen bleiben musste, wurde Wego abberufen und verrichtete sechs Wochen lang ihren Dienst an der Corona-Hotline des Ordnungsamtes. „Sie glauben gar nicht, was da alles an Fragen gekommen ist“, berichtet sie. Neben Geschäftsleuten und Reisenden habe sie auch mit vielen Menschen gesprochen, die ihre Nachbarn anschwärzen wollten, weil diese unerlaubt Besucher empfangen hatten.

Im März 2022 beginnt Anita Wegos offizieller Rentenanspruch, kurz vor ihrem 66. Geburtstag. „Da wäre langsam mal Zeit zu gehen“, findet sie, doch so ganz überzeugt klingt das nicht. Dann wolle sie endlich mal mehr reisen, am liebsten in die Eifel. „Aber wenn hier Engpässe sind“, und deshalb jemand benötigt werde, der einspringt, „dann sage ich bestimmt nicht nein.“

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