Grevenbroich Kritik an Abwassergebühren

Grevenbroich · Fürs Abwasser werden Grevenbroicher erheblich zur Kasse gebeten. Im Kreisvergleich muss nur in Rommerskirchen ein Vier-Personen-Haushalt mehr zahlen. Das hat der Bund der Steuerzahler ermittelt. Er sieht Handlungsbedarf.

 Bei der Regenwassergebühr kommt's auf die Größe der versiegelten Grundstücksflächen an. Die Stadt sieht aber einen Trend zur Flächenentsiegelung – und das sei ein Grund für den Anstieg der Abwassergebühren.

Bei der Regenwassergebühr kommt's auf die Größe der versiegelten Grundstücksflächen an. Die Stadt sieht aber einen Trend zur Flächenentsiegelung – und das sei ein Grund für den Anstieg der Abwassergebühren.

Foto: Linda Hammer

Regenwasser fällt kostenlos vom Himmel — aber bei der Beseitigung wird's teuer: 1,68 Euro Niederschlagsgebühr werden für jeden Quadratmeter versiegelter Fläche in Grevenbroich fällig — mehr als in jeder anderen Kommune im Kreis. Kaarst berechnet dafür nur 71 Cent.

Das geht aus einer Vergleichsstatistik des Bundes der Steuerzahler (BdSt) NRW hervor, der Daten von 396 Kommunen im Land zusammengetragen hat.

Danach muss ein Vier-Personen-Haushalt mit 200 Kubikmeter Frischwasserverbrauch im Jahr und 130 Quadratmeter vollversiegelter Fläche 2012 in Grevenbroich 800,40 Euro an Abwassergebühren zahlen — weit über dem Landesdurchschnitt (691,74 Euro) und fünf Prozent mehr als 2011. In Dormagen kommt der Vier-Personen-Haushalt mit 537,60 Euro aus, in Kaarst mit 478,30 Euro — da bleibt viel Geld für andere Ausgaben übrig. Nur in Rommerskirchen wird mit 968,50 Euro noch mehr fällig.

Der BdSt sieht in Grevenbroich Handlungsbedarf: "Die Nebenkosten galoppieren den Gebührenzahlern weg", sagt Sprecherin Bärbel Hildebrand. "Ein Anstieg der Abwassergebühren um fünf Prozent in einem Jahr ist viel." Und BdSt-Landesvorsitzender Heinz Wirz meint: "Die Mitglieder des Rates müssen sich entscheiden, ob sie das Wohnen — was die Nebenkosten angeht — preiswerter machen wollen."

Der BdSt hat einen Senkungsvorschlag: "Wir fordern, dass die Kommunen bei den kalkulatorischen Abschreibungen des Kanalnetzes nicht den Wiederbeschaffungswert berechnen, sondern den niedrigeren Anschaffungswert", sagt Hildebrand. Laut BdST verfahren so etwa Düsseldorf und Castrop-Rauxel. "Allerdings muss man Grevenbroich zugute halten, dass die Stadt nicht hundert Prozent des investierten Kapitals abschreibt", so Wirz.

Während die Schmutzwassergebühr in der Stadt mit 2,91 Euro je Kubikmeter Frischwasser gegenüber 2011 konstant blieb, hob die Stadt die Regenwassergebühr um 30 Cent auf 1,68 Euro an. "Wir beobachten einen Trend zur Entsiegelung von Flächen.

Damit werden die Kosten auf immer weniger Quadratmeter verteilt", begründet Stadtsprecher Andreas Sterken, der zu den hohen Gebühren erklärt: "Grevenbroich ist eine Flächengemeinde mit einem langen Leitungsnetz." Jedes Jahr würden drei Millionen Euro in die Erneuerung investiert. "Zudem fließen Kosten in die Kalkulation ein, die in anderen Kommunen zum Teil so nicht anfallen. Wir zahlen dieses Jahr 6,18 Millionen Euro an den Erftverband", der etwa die Kläranlagen betreibt.

Und was sagt die Stadt zum Vorschlag des BdSt? "Als Nothaushaltskommune darf Grevenbroich nicht auf Einnahmen verzichten. Wir müssen bei den Abschreibungen den höheren Wiederbeschaffungswert ansetzen", erklärt Sterken.

(NGZ/rl)
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