Grevenbroich Krise im Partnerschaftsverein

Grevenbroich · Krise im Grevenbroicher Partnerschaftsverein. Ein Misstrauensantrag liegt vor, der Vorstand hegt Rücktrittsgedanken – die 270 Mitglieder starke Gemeinschaft ist entsetzt. Ein Mediator soll für Ruhe sorgen.

 Symbol aus Aluminium: Der Partnerschaftsknoten steht für die Freundschaften mit den Städten St. Chamond, Celje und Auerbach.

Symbol aus Aluminium: Der Partnerschaftsknoten steht für die Freundschaften mit den Städten St. Chamond, Celje und Auerbach.

Foto: H. Jazyk

Knapp zehn Minuten hat sie gedauert, da war die Jahreshauptversammlung des Partnerschaftsvereins auch schon vorbei. Der Vorstand verließ den Saal und hinterließ rund 70 ratlose Mitglieder. Zuvor hatte der Grevenbroicher Rechtsanwalt Rolf Göckmann im Auftrag des Führungsstabs eine Erklärung verlesen. Tenor: Da es dem Vorstand nicht gelungen sei, vor der Versammlung einen Einblick in die Vereinskasse zu nehmen, könne er gegenüber seinen Mitgliedern auch keine Rechenschaft ablegen. Punkt. Ende der Veranstaltung.

"Das Ansehen unseres Vereins leidet allmählich, denn einige ausstehende Zahlungen sind vom Kassierer noch nicht getätigt worden – das ist peinlich", sagt Präsident Georg Kipper. Der Vorstand habe sich intensiv darum bemüht, einen Einblick in die finanzielle Lage zu erhalten – vergeblich: "Denn der Kassierer hat erklärt, dass er uns seinen Bericht nicht vor Beginn der Hauptversammlung vorlegen werde." Da der Führungsstab den Mitgliedern keine Rechenschaft über die Finanzsituation hätte ablegen können, habe er sich dazu entschlossen, die Sitzung kurz nach der Eröffnung wieder zu beenden.

Somit konnte ein Misstrauensantrag, der aus der Mitgliedschaft gegen den Vorsitzenden und Teile des Vorstandes formuliert wurde, erst gar nicht in der Versammlung behandelt werden. Hinter den Kulissen gibt es nämlich nicht nur Ärger um die Kassenlage, sondern auch massive Kritik an der Vereinsspitze: "Deren Repräsentanz spottet jeder Beschreibung, eine richtige Führung fehlt. Die Basis ist in Ordnung, aber da oben stimmt einiges nicht", ereifert sich ein Mitglied des Vereins, das jedoch ungenannt bleiben will: "Viele würden am liebsten sofort einen neuen Vorstand wählen."

Wie Georg Kipper erklärt, hegt der Vorstand selbst Rücktrittsgedanken. "Es macht keinen Spaß, dass wir uns mit solchen Dingen beschäftigen müssen. Wir möchten lieber Positives in Gang bringen." Bevor diese Konsequenz gezogen werde, hofft Kipper jedoch noch auf eine Einigung, dafür soll Rolf Göckmann in der Rolle eines Mediators sorgen. Der Termin für eine neue Jahreshauptversammlung soll nun so schnell wie möglich festgelegt werden. Bereits am Dienstag will sich der Vorstand zu einer Sitzung treffen, bei der dem Kassierer die Gelegenheit gegeben werden soll, seinen Bericht vorzulegen.

Schatzmeister Hans Zander indes sieht sich lediglich den Mitgliedern des Vereins verpflichtet. "Denen werde ich den Bericht vorlegen. Die Kasse wurde geprüft, ihr wurde ein einwandfreier Zustand bescheinigt", erklärt er. Dass es nicht bezahlte Rechnungen gebe, weiß Zander: "Dabei handelt es sich allerdings um Ausgaben, die lediglich vom Vorstand genehmigt wurden. Ohne Beschluss der Mitgliederversammlung zahle ich nichts aus." Sein Urteil über die frühzeitig beendete Hauptversammlung: "Eine bodenlose Unverschämtheit."

(NGZ)
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