Grevenbroich Kreiskrankenhäuser bauen 120 Stellen ab

Grevenbroich · Geschäftsführer Rüsken informierte jetzt über die Lage der Kreiskrankenhäuser. Er sprach von sechs Millionen Defizit und Stellenabbau, gab aber eine Standort-Zusage für beide Häuser und explizit für die Geburtshilfe in Dormagen.

Grevenbroich: Kreiskrankenhäuser bauen 120 Stellen ab
Foto: Tinter Anja

Die Standort-Zusage wird Grevenbroicher und Dormagener freuen: "Die Existenz beider Häuser stellt niemand in Frage", erklärte Geschäftsführer Sigurd Rüsken im Dormagener Stadtrat zur Situation des Kreiskrankenhauses Dormagen und des Krankenhauses St. Elisabeth in Grevenbroich. Explizit schloss er eine Schließung der Geburtsklinik in Dormagen aus: "Wir haben das durchgespielt, allerdings würde nicht viel dadurch gespart."

Dabei wies Rüsken deutlich auf den "Verlust beider Häuser von sechs Millionen Euro für 2015" hin - für 2016 erwarte er ein ebenso großes Defizit. "Das Team beider Häuser hat den Ehrgeiz, diese roten Zahlen auf Null zurückzuführen", hält auch Rüsken eine verbesserte Finanzlage für möglich, wenn es in den nächsten vier Jahren eine Weiterentwicklung gebe. Das Ziel sei klar: "Wir müssen uns wegen Investitionen sogar um zehn Millionen Euro verbessern" - ein Drittel Sach-, zwei Drittel Personalkosten. "Wir wollen insgesamt 120 Mitarbeiter einsparen, zum Beispiel durch Nicht-Nachbesetzen ausscheidender Mitarbeiter", sagte Rüsken, der von rund 1700 Beschäftigten bei etwa 900 Vollzeitstellen sprach. Die Verweildauer müsse um 1,5 Tage gesenkt werden. Laut Infobroschüre gibt es im Kreiskrankenhaus Dormagen (346 Betten) 699 Mitarbeiter, davon 89 Ärzte, in Grevenbroich (347 Betten) 629 Mitarbeiter, davon 62 Ärzte. Die "notwendige Investition" in den Zentral-OP in Dormagen (18,5 Millionen Euro) sei zudem angehalten, aber weiter geplant.

Auf Nachfrage von Bürgermeister Erik Lierenfeld, wie sich das Defizit auf die Häuser verteile, wollte Rüsken nicht antworten: "Beide haben ein strukturelles Defizit, weil sie zu teuer produzieren", sagte er. Dem Vernehmen nach soll das Defizit des Grevenbroicher Hauses erheblich höher als das in Dormagen sein.

Wichtig sei, dass die Dormagener und Grevenbroicher "ihr" Krankenhaus ansteuern. "In Dormagen liegt die Quote bei über 80 Prozent, auch die niedergelassenen Ärzte arbeiten gut mit uns zusammen - beides ist immens wichtig."

Eine Maßnahme zur Sicherung beider Krankenhäuser in Trägerschaft des Rhein-Kreises sei die Gründung einer GmbH, die rückwirkend zum 1. Januar 2017 in Betrieb gehen soll - beide Krankenhäuser seien die letzten eigenbetriebenen in NRW. Auch eine Fusion mit den Städtischen Kliniken "Lukaskrankenhaus" in Neuss wird beraten. "Wenn beide Kreiskrankenhäuserlangfristig in öffentlicher Hand gesichert werden sollen, sollten sie fusionieren", empfahl Rüsken, dass der Rhein-Kreis und die Stadt Neuss eine gemeinsame Gesellschaft gründen sollten. Und das "ohne kommunalpolitischen Streit, im Verhältnis 50:50 in den Gremien", wie er fordert. Ein Fach-Gutachten soll ab 23. Februar die künftige Arbeitsteilung klären, wobei klar sei: "Dormagen hat mit der Orthopädie mit Dr. Saxler und der Frauenheilkunde mit Dr. Noé zwei ausgesprochene Leuchtturm-Bereiche." Aber als Geschäftsführer habe er "alle Standorte gleich gern, wie ein Vater alle seine Kinder", sagt Rüsken.

(NGZ)
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