Grevenbroich Krebskrank durch Schule?

Grevenbroich · Eine ehemalige Lehrerin des Berufsbildungszentrums zieht am Montag vor das Verwaltungsgericht Düsseldorf. Die Frau leidet an Brustkrebs – sie führt die Erkrankung auf Schadstoffe zurück, die aus der Schule stammen sollen.

 Das Berufsbildungszentrum an der Bergheimer Straße steht am Montag im Mittelpunkt einer Verhandlung am Düsseldorfer Verwaltungsgericht.

Das Berufsbildungszentrum an der Bergheimer Straße steht am Montag im Mittelpunkt einer Verhandlung am Düsseldorfer Verwaltungsgericht.

Foto: H. Jazyk

Macht der PVC-Boden des Berufsbildungszentrums krank? Sind die Abgase aus der Autowerkstatt der Schule gesundheitsschädlich? Können Lebensmittel-Attrappen aus Kunststoff Krebs erregen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigten sich ab Montag die Richter des Verwaltungsgerichts Düsseldorf. Der Grund: Eine ehemalige Lehrerin der Grevenbroicher Schule leidet an Brustkrebs – sie führt diese Erkrankung auf Schadstoffbelastungen im BBZ an der Bergheimer Straße zurück. Die Frau klagt nun gegen ihren Arbeitgeber, das Land Nordrhein-Westfalen, und möchte ihr Leiden als Berufserkrankung anerkannt bekommen.

Auch Witwer zieht vor Gericht

Die Pädagogin, die 25 Jahre lang im Berufsbildungszentrum beschäftigt war und seit zwei Jahren in Solingen arbeitet, ist nicht die einzige, die am Montag in dieser Sache vor Gericht zieht. Auch ihr Sohn hat Klage erhoben. Der 17-Jährige ist an Diabetes erkrankt und führt dies auf Schadstoffe zurück, denen seine Mutter während der Schwangerschaft und der Stillzeit ausgesetzt gewesen sein soll. Außerdem klagt der Witwer einer Berufsschullehrerin ebenfalls gegen das Land NRW. Seine Frau, die etwa 30 Jahre lang am BBZ tätig war, starb an Brustkrebs. Ihr Mann führt dies auch auf Schadstoffe in der Schule zurück.

Sind die 120 Lehrer und 2600 Schüler des Berufsbildungszentrums gefährdet? Der Rhein-Kreis Neuss – er ist Träger der Schule – geht davon aus, dass es keinen Zusammenhang gibt. "Wir haben zwei Institute damit beauftragt, die Schule auf eine mögliche Schadstoffbelastung hin zu untersuchen", erklärte gestern Dezernent Tillmann Lonnes gegenüber der NGZ. Dabei hätten die Experten übereinstimmend festgestellt, dass keine Grenzwerte überschritten worden seien. "Laut Gutachter gibt es für uns keinen Handlungsbedarf", betont Lonnes. Das bestätigt Kreissprecher Reinhold Jung: "Die Belastung mit PCB lag deutlich unter dem vorgegebenen Grenzwert von 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft."

Das letzte Gutachten wurde 2009 auf Wunsch des Personalrats der BBZ-Lehrer vom Bremer Umweltinstitut erstellt, das sich vornehmlich mit der Analyse von Schadstoffen beschäftigt. "Das Gutachten lag anschließend in der Schule für jedermann zur Einsicht aus. Wir Kollegen haben den Eindruck erhalten, dass sich Schulleitung und Rhein-Kreis dieser Problematik sorgfältig angenommen haben", erklärte ein Pädagoge des BBZ, der nicht genannt werden wollte. Sein Eindruck: "Heute sind die angeblichen Schadstoffbelastungen kein Thema mehr an unserer Schule."

(NGZ)
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