Grevenbroich Kraftwerk: Problem mit Stahl?

Grevenbroich · Vier Kraftwerke in der Bundesrepublik haben Probleme mit einem Spezialstahl. Sie werden wohl später als geplant ans Netz gehen. In Neurath wurde das gleiche Material verbaut – doch RWE zeigt sich optimistisch.

Das Braunkohlekraftwerk in Neurath entsteht
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Das Braunkohlekraftwerk in Neurath entsteht

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Die Inbetriebnahme von vier Kohlekraftwerken in der Bundesrepublik könnte sich verzögern. Das meldet der "Spiegel" in seiner Online-Ausgabe. Als Ursache werden Spannungsrisse an Schweißnähten genannt, wie sie beim Anfahren des neuen Kohlekraftwerks in Duisburg aufgetreten seien. Gleiche Probleme hätten auch die Anlagen in Boxberg, Hamburg-Moorburg und Wilhelmshaven.

Was alle Kraftwerke gemeinsam haben: In ihren riesigen Kesseln wurde ein Hightech-Stahl mit Namen T24 verwendet, der von der Firma Hitachi Power Europe entwickelt wurde. Es wird spekuliert, dass dieses Material ein bestimmtes Reinigungsmittel nicht verträgt. So seien die Kessel im Duisburger Kraftwerk mit einer Beize gereinigt worden, anschließend kam es wohl zu Rissen an den Schweißnähten.

Auch beim Neurather BoA-Kraftwerksbau ist T24 in den vergangenen Jahren verbaut worden. Doch Probleme gibt es dort offenbar nicht. Manfred Lang, Sprecher von RWE Power, erklärt: "Nachdem bekannt wurde, dass es bei anderen Kraftwerken zu Undichtigkeiten während der Startphase gekommen ist, hat das Dampfkesselbau-Konsortium Hitachi/Alstom entsprechend gehandelt." Es seien bestimmte Vorsorgemaßnahmen getroffen worden, auf die Lang jedoch nicht näher eingehen wollte.

Beim 2,2 Milliarden Euro teuren BoA-Kraftwerksbau kam T24 unter anderem an den Kesselwänden der riesigen Dampferzeugeranlagen zum Einsatz. "Das Material trägt wesentlich zur Effizienz und zum Wirkungsgrad des Kraftwerks bei. Denn es ist in der Lage, hohe Drücke und Temperaturen bis zu 600 Grad Celsius auszuhalten", erläutert Manfred Lang: "Ein normaler Stahl würde hier rasch an seine Grenzen stoßen."

Der Sprecher von RWE Power zeigt sich optimistisch, dass das Kraftwerk mit einer Leistung von 2200 Megawatt wie geplant an den Start gehen kann: "Zurzeit werden die Anlagen nach und nach geprüft, die ersten Zündölbrenner sind in Betrieb genommen worden." Nach Langs Einschätzung wird Block "Gustav " zur Mitte des Jahres ans Netz gehen, sein Zwilling "Friedrich" wird zum Jahresende folgen.

Nach ursprünglichen Plänen sollte die BoA schon längst in Betrieb sein. Der Bau der BoA-Kraftwerksblöcke hatte sich jedoch um anderthalb Jahre verzögert. Ein Grund neben dem schweren Unfall im Jahr 2007: Qualitätsmängel an Schweißnähten und Gebäudeteilen. Die beauftragten Firmen mussten nachbessern, das kostete zusätzlich Zeit.

(NGZ)
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