Grevenbroich Klagen über Taxi-Notstand

Grevenbroich · Anderthalb Stunden suchten Grevenbroicher in der Kälte ein Taxi – vergebens. Laut Fuhrunternehmern gibt es aber eher zu viele Taxen in der Stadt. Der Rhein-Kreis Neuss plant keine zusätzlichen Konzessionen.

 Kein Taxi in Sicht: Anderthalb Stunden suchte Karsten Fischer vergebens nach einer Fahrtmöglichkeit nach Barrenstein.

Kein Taxi in Sicht: Anderthalb Stunden suchte Karsten Fischer vergebens nach einer Fahrtmöglichkeit nach Barrenstein.

Foto: M. Reuter

Anderthalb Stunden suchten Grevenbroicher in der Kälte ein Taxi — vergebens. Laut Fuhrunternehmern gibt es aber eher zu viele Taxen in der Stadt. Der Rhein-Kreis Neuss plant keine zusätzlichen Konzessionen.

Das "Räuber"-Konzert in Köln war zu Ende, mit dem Zug ging's kurz nach Mitternacht wieder nach Grevenbroich. Eigentlich wollten Karsten Fischer und seine Frau für das letzte Stück nach Barrenstein ein Taxi nehmen, doch daraus wurde nichts. Anderthalb Stunden warteten sie laut dem 39-Jährigen in der Nacht zum Sonntag vergebens — ärgerlich in der Kälte. "Meine Frau hat sich dabei eine Erkältung geholt."

Das Paar war am Bahnhof nicht allein: "Rund 25 Menschen warteten wie wir auf Taxen", schildert Fischer. Nach einer knappen halben Stunde machten sich die beiden Richtung Stadtmitte auf: "Auch hier war weit und breit kein Taxi. Als ich bei der Taxi-Zentrale anrief, wurde mir mitgeteilt, alle Autos seien im Einsatz." Nach anderthalb Stunden wollten die beiden — "bei Eisregen" — zu Fuß los, doch dann "bot uns ein freundlicher junger Mann an, uns nach Hause zu fahren".

Taxi-Notstand an einem Wochenende ohne große Veranstaltungen? Hinter vorgehaltener Hand habe ein Fahrer erzählt, "dass die meisten Taxen aus der Stadt am Wochenende spätestens ab 22.30 Uhr zur Neusser Skihalle geschickt werden", sagt Fischer. "Kein Wunder, dass es in Grevenbroich keine gibt." Das sieht Adolf Rath, Vorsitzender des Vereins Taxi-Zentrale Grevenbroich, anders. "Es kommt vor, dass Fahrer auf dem Rückweg aus Düsseldorf an der Skihalle Fahrgäste aufnehmen — mehr nicht." In Spitzenzeiten an "Wochenenden könne es sein, dass Fahrgäste am Bahnhof warten müssen", Rath spricht von "fünf bis zehn Minuten". Bei der Taxi-Zentrale am Bahnhof machen acht Unternehmer mit — darunter Waltraud Gies: "Zurzeit stehen viele Weihnachtsfeiern an. Und angesichts vereister Straßen können die Fahrten etwas länger dauern", erläutert sie zu den Wartezeiten.

Insgesamt gibt es ihrer Ansicht nach für Grevenbroich "eher zu viele Taxi-Konzessionen. Die Euro-Krise und die Gesundheitsreform haben zu einem Nachfrage-Rückgang geführt, die Kassen stellen nicht mehr so viele Krankenbeförderungsscheine wie früher aus", so Gies. Taxi-Unternehmer Josef Pesch — er gehört nicht dem Verein an — meint: "Höchstens an einigen Wochenenden oder etwa Silvester wird es mal knapp." Die Konzessionen — in Grevenbroich für 44 Fahrzeuge — erteilt der Rhein-Kreis Neuss, dort ist für 2011 nicht an eine Erhöhung der Zahl gedacht. "In einem Gutachter empfiehlt die Industrie- und Handelskammer fürs Kreisgebiet 195 Konzessionen. Zurzeit sind 197 vergeben", erklärt Kreissprecher Reinhold Jung. Für Karsten Fischer ist klar: "Ich werde doch lieber wieder selbst fahren."

(NGZ)
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