Projekt in Grevenbroich Kita soll von 6 bis 19 Uhr öffnen

Grevenbroich · In einem Grevenbroicher Familienzentrum sollen Kinder bald von frühmorgens bis abends betreut werden. Eltern hatten sich längere Betreuungszeiten gewünscht. Aber ist das bezahlbar? Ja, wenn Eltern selber zu Kita-Betreuern werden.

Eltern und Politik sehen Handlungsbedarf für längere und flexiblere Betreuungszeiten für Kinder im Kita-Alter. Nach einer Elternbefragung schlägt die Verwaltung vor, im Familienzentrum Hartmannweg in der Stadtmitte als Pilotprojekt eine "Randzeitenbetreuung" von 6 bis 7.15 Uhr und von 16 bis 19 Uhr zu schaffen - mit Hilfe von Tagespflegeltern. Am Donnerstag befasst sich der Jugendhilfeausschuss mit dem Thema.

Familien wollen mehr Flexibilität

"Viele Familien benötigen flexiblere Betreuungszeiten", weiß Mona Bergs, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats. Zurzeit liegen die unterschiedlichen Öffnungszeiten in Grevenbroicher Kitas zwischen 7 und 16.30 Uhr, doch für viele Berufstätige beginnt der Arbeitsalltag früher oder dauert länger. FDP und SPD forderten in Anträgen flexiblere Lösungen. "Wir brauchen ein Betreuungsangebot, das kompatibel mit den Arbeitszeiten der Eltern ist", betont Markus Schumacher (FDP). Für Fördermittel wiesen die Liberalen dabei auf das neue Bundesprogramm "Kita-Plus" hin.

Wie groß der Bedarf ist, macht eine Eltern-Befragung des Jugendamts deutlich. Zwar beteiligten sich nur 250 der 1900 Eltern von Kita-Kindern an der Online-Befragung, doch 101 bzw. 40 Prozent wünschten andere, erweiterte Öffnungszeiten. Auch für flexiblere Lösung innerhalb heutiger Betreuungszeiten besteht Bedarf. Deutlich wurde zudem, dass die meisten Familien auf eine Betreuung in ihrem Stadtteil Wert legen.

Eltern sollen einen Teil der Betreuung übernehmen

Ein Problem: Eine Betreuung in Randzeiten mit städtischem Personal ist laut Stadt nicht finanzierbar, derzeit aktive Tagespflegeltern seien nicht interessiert. Die Lösung: Die Stadt will, wie Paul Janus vom Jugendfachbereich erläutert, Eltern aus der Kita ansprechen, ob sie im Rahmen einer Kindertagespflege (bis zu fünf Kinder) oder Großtagespflege (bis zu neun) die Betreuung morgens und abends in der Kita übernehmen. Die Tagespflegeeltern sollen eine Grundqualifikation erhalten. Die Stadt rechnet bei fünf Plätzen mit knapp 15.000 Euro Kosten im Jahr. Fördermittel in dieser Höhe will die Stadt aus dem Kita-Plus-Programm beantragen, die sind aber auf drei Jahre befristet.

"Mit dem Vorschlag hat sich die Verwaltung endlich dem Problemfeld geöffnet und zeigt den Willen für einen Einstieg in eine flexiblere Betreuung", erklärt Schumacher. Und SPD-Politikerin Cecilia Schwab betont: "Das kann nur der Anfang sein." Die SPD hatte beantragt, dass die Verwaltung den Gesamtbedarf für "Spontanbetreuung" (beispielsweise für flexible Betreuungszeiten) im Rahmen des Kita-Navigators ermittelt, "um verlässlich planen zu können", sagt Schwab. Die Verwaltung ist dagegen. Eine Abfrage im Kita-Navigator ohne vorhandenes konkrete Angebot wecke Erwartungen, die die Stadt in ihrer Finanzlage nicht erfüllen könne, sagt Jugenddezernent Michael Heesch.

"Der Bedarf nach flexiblerer Betreuung wird nicht erst geweckt, der ist längst da", sagt Schwab. "Wir brauchen ein Konzept, wie die Stadt dem begegnen kann - etwa mit externen Partnern."

(NGZ)
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