Grevenbroich Kita-Kinder warten auf mehr Personal

Grevenbroich · Unterstützung bei der Essensausgabe, beim Vorlesen oder bei organisatorischen Aufgaben: Dies sollen Erzieherinnen in den städtischen Tagesstätten künftig durch Menschen mit Handicap erhalten. Die Verwaltung prüft ein neues Konzept.

 Dieser aufgeweckte Kita-Junge räumt seinen Teller gleich selbst weg. Das Personal in Grevenbroicher Einrichtungen soll künftig Unterstützung von Mitarbeitern der Werkstatt für Behinderte bekommen, regt die CDU an.

Dieser aufgeweckte Kita-Junge räumt seinen Teller gleich selbst weg. Das Personal in Grevenbroicher Einrichtungen soll künftig Unterstützung von Mitarbeitern der Werkstatt für Behinderte bekommen, regt die CDU an.

Foto: berns

Mittagszeit in der Kita: Das ist ähnlich turbulent wie die morgendliche Rush-Hour. Besonders, wenn es um die Verteilung der Mahlzeiten oder den folgenden Abwasch geht. Um die pädagogischen Kräfte in den städtischen Einrichtungen zu entlasten, will die CDU verstärkt Menschen mit Handicap einsetzen. "Ein guter Ansatz", sagt Wilfried Moll, Leiter der ,Werkstatt für Behinderte" in Hemmerden. "Dies bietet zusätzliche Perspektiven."

Diese Idee ist nicht neu und wird bereits auf unterschiedliche Weise umgesetzt. So können sich in Hamburg — bisher bundesweit einzigartig — Behinderte etwa als "Helfer in der Kita" qualifizieren lassen. In Mainz startete im Herbst 2012 das Projekt "Helfer in Kindertagesstätten". Damit soll Beschäftigten der Werkstatt für Behinderte die Chance gegeben werden, eine dauerhafte Anstellung zu erhalten.

In Grevenbroich gibt es bereits unterschiedliche Arbeitsplätze für Menschen mit Handicap, wie Wilfried Moll erläutert: "Etwa im Stadtarchiv oder bei 3M." Für die Beschäftigten ist es ein Unterschied, ob sie zum allgemeinen Arbeitsmarkt gehören oder als Mitarbeiter der WfB einen "ausgelagerten Arbeitsplatz" nutzen. Für letztere ist die Bezahlung niedriger; sie erhalten eine volle Erwerbsminderungsrente. Für die Beschäftigung in Grevenbroicher Kitas macht Moll deutlich: "Das funktioniert nicht umsonst. Förderprogramme sind auf ein Jahr beschränkt." Zusätzliche Kosten seien daher unvermeidbar.

Die CDU will keine zusätzlichen Kosten entstehen lassen, sondern zunächst organisatorische Alternativen, wie Kooperationen und Fördermittelprogramme, nutzen. Ihre Vorstellung: Menschen mit Behinderung könnten im gesamten Kindergarten-Alltag Aufgaben übernehmen, die ohne Fachausbildung zu erledigen sind. Somit würde das Fachpersonal entlastet werden und könnte sich auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Als Möglichkeiten nennt die CDU-Ratsfrau Heike Troles neben der Unterstützung bei der Essensausgabe auch "das Anziehen der Kinder vor dem Spielen im Außengelände, die organisatorische Vorbereitung von Elterngesprächen,, Basteln, oder Vorlesen mit einzelnen Kindern oder Botengänge". Zudem würden inklusive Arbeitsplätze geschaffen; vorbereitet werden sollen diese durch Praktika.

Erster Beigeordneter Michael Heesch lobt die "positive Absicht" des Vorhabens. Er gibt aber zu bedenken: "Es gibt eine Divergenz zwischen dem, was fachlich sinnvoll und finanziell möglich ist. Das gefällt mir zwar nicht, ist aber die Realität." Soll heißen: Pflichtaufgaben muss die Stadt Grevenbroich zwar weiterhin leisten. Dazu gehört nach der Änderung des Kinderschutzgesetztes etwa der neue Baby-Begrüßungsdienst. Für freiwillige Leistungen darf sie als Nothaushaltskommune aber nicht zusätzlich Geld ausgeben. Bei Landrat Hans-Jürgen Petrauschke liegen zurzeit zahlreiche Vorhaben zur Prüfung, darunter das Kunstrasenprojekt des TuS oder der Eigenanteil am "Integrierten Handlungskonzept Innenstadt".

(NGZ/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort