Grevenbroich Kirche stellt Tagebau in Frage

Grevenbroich · Hermann Schenck, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss, hat einen Brief an den Energieversorger RWE Power geschrieben. Er forciert einen Dialog über Zukunft, Chancen und Risiken des Tagebaus.

 Die Kohlekraftwerke und der Braunkohle-Tagebau beschäftigen den Evangelischen Kirchenkreis Gladbach-Neuss. Der synodale Ausschuss "Gesellschaftliche Verantwortung" hat daher einen Fragenkatalog zusammengestellt, der an RWE Power gesandt wurde.

Die Kohlekraftwerke und der Braunkohle-Tagebau beschäftigen den Evangelischen Kirchenkreis Gladbach-Neuss. Der synodale Ausschuss "Gesellschaftliche Verantwortung" hat daher einen Fragenkatalog zusammengestellt, der an RWE Power gesandt wurde.

Foto: M. Reuter

Grevenbroich/Rheydt Kurz vor dem vereinbarten Gespräch muss Hermann Schenck noch mal schnell ans Telefon. An der Leitung: RWE Power. "Der Dialog nimmt konkrete Formen an", sagt Schenck, als er zurück kommt. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss hat in einem Brief an die für die Kohlekraftwerke in Neurath, Frimmersdorf und Niederaußem zuständige Vorstandsriege von RWE Power insgesamt 31 Fragen zu Zukunft, Chancen und Risiken des Braunkohle-Tagebaus gestellt. In zwei bis drei Wochen soll es zu einem Treffen mit Vertretern von RWE Power kommen.

 Pfarrer Hermann Schenck.

Pfarrer Hermann Schenck.

Foto: woi

Hermann Schenck geht davon aus, dass die Fragen dann beantwortet werden. Formuliert wurden sie vom synodalen Ausschuss "Gesellschaftliche Verantwortung" der Kirche. Es sind Fragen wie: Wann werden die alten Kraftwerke abgeschaltet? Und: Welche Mengen an Kohlendioxid stoßen die bisherigen Kraftwerke in Neurath und Frimmersdorf und welche das neue Großkraftwerk, das noch in diesem Jahr ans Netz gehen soll, aus?

Der Brief ist Ausdruck des kreiskirchlichen Engagements für den Klimaschutz. Unter der Verschlagwortung "Bewahrung der Schöpfung" nimmt man sich dem Thema Energiegewinnung und Klimawandel an. Werner Ulrich, als Referent beim Evangelischen Kirchenkreis Gladbach-Neuss für Kirche und Gesellschaft zuständig, möchte auch Grundlegendes geklärt haben. Seine Befürchtung: Der Tagebau werde eines Tages noch ausgeweitet.

Ulrich stützt seine Befürchtung auf Zahlen. "Die Gesamtvorräte im rheinischen Braunkohlegebiet liegt bei 55 Milliarden Tonnen. Gefördert wurden gerade einmal fünf Milliarden, weitere vier Milliarden sind optional vergeben", sagt er. "Eines Tages könnte die Versuchung groß sein, dass es heißt: Der Tagebau macht weiter."

Werner Ulrich hofft für die Zukunft auf eine verstärkte Erschließung und Nutzung alternativer Energien. "Ich bin niemand, der sagt: Der Tagebau soll von heute auf morgen schließen", stellt er klar. "Aber der Energiemix und die Perspektiven für die Zukunft müssen stimmen." Die Kirche verstehe sich als mahnende Stimme, die auf die Gefahren des Klimawandels aufmerksam machen möchte und sich als Anwalt zukünftiger Generationen sieht. "Es muss allen Beteiligten um verantwortungsbewusstes Handeln gehen", sagt Schenck.

Deshalb möchte der Evangelische Kirchenkreis Gladbach-Neuss mit gutem Beispiel vorangehen. "Etwa die Hälfte unserer Gemeinden bezieht mittlerweile Ökostrom", sagt Martina Wasserloos-Strunz, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit. "Das zeigt: Wir reden nicht nur, wir handeln auch."

(NGZ)
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