Grevenbroich Kinder spielen unter Lebensgefahr

Grevenbroich · Nach einer ersten Bestandsaufnahme sind 60 Prozent der mehr als 200 Jahre alten Bäume im Wevelinghovener Stadtpark dem Pfingstorkan zum Opfer gefallen. Im Wald herrscht weiter Lebensgefahr - trotzdem spielen Kinder dort.

 Stadtförster Frank Wadenpohl vor einem umgestürzten Baumriesen im Wevelinghovener Stadtpark. Der Stamm wurde offensichtlich von Kindern bemalt, die sich in Lebensgefahr begeben hatten.

Stadtförster Frank Wadenpohl vor einem umgestürzten Baumriesen im Wevelinghovener Stadtpark. Der Stamm wurde offensichtlich von Kindern bemalt, die sich in Lebensgefahr begeben hatten.

Foto: Lothar Berns

Nach großen Teilen des Wildgeheges hat die Stadt nun auch den Orkener Türling wieder für Spaziergänger freigegeben. Jetzt arbeiten sich die Waldarbeiter zum Wevelinghovener Stadtpark vor. "Die Lage dort ist katastrophal", berichtet Stadtförster Frank Wadenpohl: "Die Bäume liegen nach dem Pfingstorkan wie die Mikadostäbe herum." Besonders schmerzlich hat "Ela" auf der Park-Insel zugeschlagen, auf der früher rauschende Feste gefeiert wurden. "Etwa 60 Prozent der mehr als 200 Jahre alten Eichen, Eschen, Buchen und Akazien sind dem Sturm zum Opfer gefallen", beklagt Wadenpohl: "An dieser Stelle ist ein unwiederbringlicher Schaden entstanden."

Die Aufräumarbeiten - die voraussichtlich in der übernächsten Woche beginnen - werden sich schwierig, gar lebensgefährlich gestalten. Denn die im Stadtpark wild durcheinander liegenden, mehr als 35 Meter hohen Baumriesen stehen unter großer Spannung. "Hier muss mit größter Vorsicht vorgegangen werden", berichtet der Stadtförster: "Die Masse des Holzes bewegt sich beim Sägen mit großer Wucht und ohne Kontrolle - das ist gefährlich für alle Personen in der Nähe."

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Umso unverständlicher ist es laut Frank Wadenpohl, dass die von der Stadt ausgesprochenen Waldsperrungen nach wie vor von vielen ignoriert werden. Der Förster vermutet, dass sich im Wevelinghovener Stadtpark sogar eine Kindergartengruppe aufgehalten hat - darauf deuten Reisighütten und bunt bemalte Stämme hin. "Das alles ist unter gebrochenen Bäumen passiert, die jeden Moment umkippen könnten", meint er kopfschüttelnd: "Nicht zu fassen."

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Foto: Moritz Padberg

Mit den Fäll- und Aufräumarbeiten im Wevelinghovener Stadtpark wurde ein Spezialunternehmen beauftragt, das mit schwerem Gerät anrücken wird. Dazu gehört ein 40-Tonnen-Bagger, der zunächst einmal sicher über die Erft gebracht werden muss. "Da die Brücke das Raupenketten-Fahrzeug nicht aushalten würde, muss ein Behelf aus Ast- und Baummaterial konstruiert werden", schildert Frank Wadenpohl: "Erst dann kann mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden." Wie lange diese dauern wird, steht noch nicht fest.

Aktuell hat die Stadtverwaltung das Waldgebiet am Orkener Türling wieder freigegeben. Spaziergänger können wieder sämtliche Zugänge nutzen - bis auf die an der Kreisstraße 10 und nahe der Kottmannsmühle. Dort müssen in der nächsten Woche weitere Pappeln gefällt werden.

Nachdem das Wildgehege bereits von der Grevenbroicher Seite geöffnet wurde, soll es voraussichtlich zum Ende der nächsten Woche auch von der Laacher Seite aus wieder betreten werden können. "Ab Montag ist dort ein Großhäcksler im Einsatz. Bis Freitag wollen wir klar Schiff machen, damit die Wege wieder genutzt werden können", berichtet Frank Wadenpohl.

Gestohlen wird nach wie vor im gesperrten Stadtwald: 100 Meter Stahlseil, eine Leiter und 100 Benzin wurden in dieser Woche bei Nacht und Nebel von den "Forstbaustellen" entwendet. Erst vor wenigen Tagen hatten Unbekannte dort mehr als 1000 Liter Bagger-Diesel abgezapft.

(NGZ)
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