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AOK-Kongress in Grevenbroich Die Diagnose stellt der „digitale Doktor“

Grevenbroich · 200 Hörer wurden beim AOK-Kongress über den digitalen Umbruch aufgeklärt, der auf Krankenhäuser, Ärzte und Krankenkassen zukommt. Humorvolles steuerte Eckart von Hirschhausen bei, Politisches Professor Karl Lauterbach.

 Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen (l.) mit dem AOK-Vorstandsvorsitzenden Günter Wältermann.

Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen (l.) mit dem AOK-Vorstandsvorsitzenden Günter Wältermann.

Foto: Jürgen Schulzki

Das Thema „Medizin zwischen Mythos und Digitalisierung“, zu dem die AOK Rheinland/Hamburg nach Grevenbroich eingeladen hatte, stieß auf ein riesiges Interesse. 200 Teilnehmer fanden am Freitag Platz im AOK-Bildungszentrum, 50 mussten abgewiesen werden, wie AOK-Vorstandsvorsitzender Günter Wältermann bedauerte. Er versprach aber, den Kreis bei der nächsten Fachkonferenz zu erweitern. Neben dem spannend-brisanten Thema lockten auch die Referenten, allesamt Professoren aus dem Zweitmeinungsservice der Kasse sowie zwei Prominente: Professor Karl Lauterbach, Bundestagsabgeordneter, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD und selbst Mediziner und Wissenschaftler, sowie Eckart von Hirschhausen. Der Kabarettist und Mediziner belebte die Mittagszeit des Kongresses mit seinen Ausführungen zum Thema „Humor hilft heilen“ und stellte seine Stiftung vor, die Clowns ans Krankenbett schickt.

AOK-Vorstandsvorsitzender Günter Wältermann betonte, dass die anwesenden Professoren ihren Zweitmeinungsservice nicht nur für die „belle etage“, sondern für alle Versicherten anbieten. Die „Zweitmeinung“, die komplette Diagnose und dazu die eigenen Recherchen des Patienten im Internet sollen laut Professor Lauterbach aber schon binnen kurzer Zeit digital in der Elektronischen Patientenakte (EPA) zusammengeführt werden.

Der Patient werde dann auf seinem Smartphone oder Tablet sowohl auf neue, als auch auf ältere Diagnose- und Behandlungsdaten zurückgreifen können: „Das ist eine Chance, aber auch ein Risiko“, sagte Lauterbach, der ethische Grenzen anmahnte. Denn mit der Verfügbarkeit der sogenannten „mobile devices“ werde sich auch die Persönlichkeit des Menschen verändern. „Wir werden das Smartphone als Teil unseres Gehirns betrachten“, was gut, aber auch schlecht sein könne, warnte Lauterbach. Denn mit der Verfügbarkeit der digitalen Patientendaten sollen auch automatisch über die bekannten Algorithmen den Menschen zusätzliche Informationen zu ihren Krankheitsbildern geliefert werden. Damit müsse der Mensch schließlich auch umgehen können: „Es ist eine ethische Frage, ob wir alles, wir wir können, auch tun sollen“, sagte Lauterbach.

Dennoch bekannte er sich vor den 200 Hörern mit fachlichem Hintergrund ausdrücklich zu dem anstehenden Umbruch im Gesundheitswesen, der durch das Gesetz und die Verpflichtung der Elektronischen Patientenakte schon im Frühjahr nächsten Jahres Standard werden solle. Lauterbach zitierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der als absoluter Verfechter der EPA beklagt habe, in deutschen Krankenhäusern werde so rückständig wie sonst kaum irgendwo immer noch gefaxt. Er sei zwar nicht sehr optimistisch, dass die große Koalition in Berlin noch lange halten werde, sagte der SPD-Politiker. Aber das EPA-Gesetz werde auf jeden Fall noch verabschiedet, meinte Lauterbach und sprach von einem Umbruch und großen Herausforderungen für die Krankenhäuser und die niedergelassenen Ärzte, aber auch für die Krankenkassen, die sich einer ganz neuen Form des Wettbewerbs stellen müsste. Der werde kaum noch mit variierenden Beitragssätzen zu tun haben. Vielmehr würden künftig die Kassen gefragt, welche zusätzlichen Gesundheitsdaten und -angebote sie den Patienten auf deren Handys und Tablets denn unterbreiten könnten.

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