Pfarrhaus in Wevelinghoven Karen Keller restauriert den Kamin im alten Pastorat

Grevenbroich · Restauratorin Karen Keller stellt den Kamin im alten Pastorat in Wevelinghoven wieder her. In mühsamer Handarbeit restauriert sie die Verzierungen. Der Kamin war einst ein Symbol für die herrschaftliche Stellung des Pfarrers.

 Karen Keller,  Diplom-Restauratorin,  bearbeitet den Stuck mit einem Pinsel.   Fotos: C. Albustin

Karen Keller, Diplom-Restauratorin, bearbeitet den Stuck mit einem Pinsel. Fotos: C. Albustin

Foto: Christian Albustin

Grevenbroich Wenn der Kamin im alten Pastorat in seinen rund 360 Jahren eines gehabt hat, dann war es Farbe. Mehr als 20 Farbschichten haben die beiden Restauratorinnen Karen Keller und Frederike Metzemacher abgetragen. Darunter kam eine freihändig aufgetragene Stuckarbeit zum Vorschein, die die etwa dreieinhalb Meter hohe Feuerstelle einzigartig macht. Seit mehreren Wochen schon arbeiten die beiden daran, zerstörte Teile wiederherzustellen. Die Restaurierung erfolgt zusammen mit der kompletten Sanierung des vielleicht ältesten Gebäudes Grevenbroichs.

Wie eine Zahnärztin, die eine Füllung macht, arbeitet Metzemacher die Konturen des Stucks nach. Vorsichtig trägt sie dünne Schichten Putz auf und arbeitet die feinen Linien der Verzierungen nach. Nach jedem Arbeitsschritt reibt sie noch einmal mit einem feuchten Schwamm drüber. Der Kamin, der gut ein Viertel der Wand einnimmt, sah vor ein paar Wochen noch deutlich schlimmer aus. Noch zwei bis drei Wochen, dann werden die Arbeiten abgeschlossen sein.

Als das Gebäude nur wenige Jahre nach dem 30-jährigen Krieg als Steinhaus erbaut wurde, „galt das durchaus als herrschaftlich“, erzählt Helmut Coenen, Mitglied des Kirchenvorstands. Üblich seien damals eher Fachwerkhäuser gewesen. Das Zimmer, in dem der Kamin errichtet wurde, war der Wohnraum des Pfarrers. Gleich daneben lag die Küche, die Silhouette einer großen Esse über der Kochstelle ist noch an der Wand zu erkennen. So wie die Küche damals der Empfangsraum für Gäste war, so sollen die Räume bald wieder zum Treffpunkt für Lesungen und Veranstaltungen werden. „Wir wollen kein Museum daraus machen. Es soll ein Haus für alle sein“, sagt Coenen. Die Menschen sollen etwas davon haben.

Die Verzierungen über dem Kamin deuten an, welch hohe Stellung der Pfarrer damals hatte. Für Keller geht es weniger um Geschichte, sondern um „Kunst und Chemie“, wie die 54-Jährige es ausdrückt. „Materialkunde ist das Wichtigste“, sagt sie. „Der Unterbau des Kamins ist aus Backsteinen nach barockem Format gebaut, sehr stabil“, erklärt Keller. Die Steine seien recht groß, verglichen mit dem späteren preussischen Format. Darüber wurde eine Lehmschicht mit Stroh aufgetragen und zuoberst mit Kalk verputzt. Der Putz, sagt Keller, wurde mit Tierhaaren versetzt. „Durch die Hitze des Kamins dehnt sich das Material aus. Die Haare im Putz sorgen dafür, dass der Kalk nicht aufreißt“, erklärt Keller. Das sei für sie immer wieder toll, zu sehen, wie schlau auch damals schon gebaut wurde.

An einigen Stellen war der Kamin aber auch beschädigt, das Material musste wieder aufgebaut werden. Bevor Keller und Metzemacher damit beginnen konnten, mussten sie reichlich Farbe Schicht für Schicht mit dem Skalpell abtragen. Im Schnitt werde ein Wohnraum etwa alle zwölf bis 15 Jahre gestrichen. Im Falle des Kamins seien die feinen Konturen der Verzierungen nach so langer Zeit gar nicht mehr zu sehen gewesen.

Wie neu soll der Kamin aber nicht aussehen, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. „Wir wollen nur Fehlstellen schließen, das Original aber erhalten“, erklärt Keller. Strahlend weiß wird es also am Ende nicht sein, die kaputten Stellen werden so ersetzt, dass die gealterte Optik bestehen bleibt. Ein besonderes Augenmerk legt Keller auf die Stahlklammern, die am oberen Rahmen des Kamins zu erkennen sind. „Die gehen hoch bis in die Spitze“, erklärt die 54-Jährige. Die Klammern sind so angebracht, dass sie ein Absacken der schweren Steine verhindern. „Der Rahmen des Kamins ist übrigens aus Drachenfelser Trachyt. Der wurde auch im Kölner Dom verbaut“, sagt Keller.

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