Grevenbroich Kapellener lehrt jungen Leuten das Schnitzen

Grevenbroich · Nach seiner Pensionierung fand Ulrich Thiedig ein neues Hobby: das Schnitzen. Inzwischen leitet der 79-Jährige eigene Kurse.

 Ulrich Thiedig arbeitet am liebsten mit Lindenholz. Der Kapellener hat Schlosser gelernt, wurde später Grafiker. Jetzt ist er begeisterter Schnitzer.

Ulrich Thiedig arbeitet am liebsten mit Lindenholz. Der Kapellener hat Schlosser gelernt, wurde später Grafiker. Jetzt ist er begeisterter Schnitzer.

Foto: Von Dolega

Was das Schönste am Schnitzen ist, beantwortet Ulrich Thiedig wie aus der Pistole geschossen: "Natürlich das Ergebnis". Was der 79-Jährige aus dem Werkstoff Holz zaubert, ziert Wände und Abstellflächen in seinem Kapellener Haus. Dort hängen filigran gearbeitete Alleen aus Holz, florale Motive und Tiere aller Art. "Mein Sohn sammelt leidenschaftlich Elche", berichtet der Holzkünstler. "Also habe ich dem Jungen weitere Exemplare geschnitzt."

Im Keller verfügt Thiedig über einen eigenen Werkraum, wichtigste Utensilien zur Bearbeitung seines Lieblingsmaterials von Lindenholz sind die Schnitzmesser, "die habe ich in allen Maßen von winzig bis groß", beschreibt er die Palette.

Oft sind es Ideen, die Ulrich Thiedig sich aus der Natur abguckt, ein gesund wirkendes Weinblatt an prallem Traubenstrang ist ein Beispiel dafür. "Oft mache ich mir vorher Skizzen", beschreibt er eine akribische Vorgehensweise, die er insbesondere auf Reisen anwendet.

"Die Umsetzung fällt mir nicht schwer, ich bin ja handwerklich vorbestraft", verweist er lächelnd auf seine Ausbildung: Ursprünglich lernte er Schlosser, ehe er über viele Umwege zur Grafik gekommen ist. Drei Semester studierte der Kapellener damals in Stuttgart freie Grafik, 1964 bewarb er sich an der Kunsthochschule Düsseldorf, wurde akzeptiert, schloss 1970 als Meisterschüler ab und wurde als Grafiker in der Werbung tätig.

Parallel malte Thiedig Aquarelle, schnupperte ein wenig in die Holzverarbeitung hinein und entdeckte quasi als Spätberufener, inzwischen Pensionär, das Schnitzen. "Eigentlich wollte ich das machen, was mir so einfällt", berichtet er über die Anfänge. "Aber zunächst muss man machen, was der Dozent sagt", erinnert er sich an vorangestellte Fingerübungen. Inzwischen erteilt der Kapellener selbst Kurse, bevorzugt an der Jugendkunstschule.

"Wer hier mitmachen möchte, muss keine besonderen Vorkenntnisse haben. Wichtig ist, Lust dazu zu haben, etwas zu machen, also handwerklich tätig zu sein", sagt Ulrich Thiedig. Neben der Fantasie, sozusagen in einem Holzklotz bereits ein Objekt zu sehen, das dann lediglich herausgearbeitet werden muss, ist Geduld keine schlechte Voraussetzung. "Im Schuppen liegen allerhand angefangene, unfertige Arbeiten", beschreibt er seine To-do-Liste. "Manchmal braucht es einfach eine kreative Pause. Dann muss ein Stück aus der Hand gelegt werden und ruhen."

Abgesehen von den noch fertigzustellenden Objekten wie eine Interpretation des berühmten Teneriffa-Bergs Teide hat der Witwer noch ein paar Sachen in petto: "Olivenbäume mag ich so gerne. Daraus würde ich gerne in mehreren Schichten etwas konzipieren", träumt er von einer zweiten, "diesmal sogar belaubten Allee", wie er bereits schon eine beachtenswerte Handarbeit im Flur stehen hat. "Ich habe noch einiges vor", sagt der bald 80-jährige Holzkünstler über seine Pläne.

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