Grevenbroich Kantinenwirte sind gegen Veggie-Day

Grevenbroich · Einmal in der Woche fleischlos essen. Diesen Vorschlag der Grünen-Politikerin Renate Künast lehnen die Grevenbroicher Kantinen-Betreiber ab. Ihre Befürchtung: Kommt der vegetarische Tag, bleiben die Gäste aus.

Roswitha Wacker schüttelt immer wieder den Kopf. "Das gibt's doch gar nicht. Dieser Drang zur Bevormundung wird immer schlimmer", schimpft die Betreiberin der Rathaus-Kantine. Wacker spricht über den Vorstoß von Grünen-Politikerin Renate Künast, die sich für die Einführung eines sogenannten Veggie-Days in Firmenrestaurants, Kantinen und Mensen ausgesprochen hat. Dabei sollen ausnahmslos Gerichte ohne Fleisch angeboten werden.

"Erstens gibt es bei uns jeden Tag vegetarische Gerichte im Angebot", sagt Roswitha Wacker. "Und zweitens sollen die Leute selbst entscheiden dürfen, was sie essen möchten." Die Kantinen-Betreiberin ist sicher: "An Tagen, an denen wir nur fleischlose Kost anbieten, gehen uns zwei Drittel der Kunden laufen."

Zahlen aus der Kantine "Eli's Bistro" des St.-Elisabeth-Krankenhauses stützen ihre Vermutung: Dort ist die Nachfrage nach fleischloser Kost äußerst gering — laut Mitarbeitern macht diese etwa sieben Prozent der ausgegebenen Gerichte aus. Krankenhausdirektor Ralf H. Nennhaus betont: "Wir bieten jeden Tag Gerichte ohne Fleisch an." Zum Vorschlag für einen Veggie-Day in Kantinen meint er: "Ich habe ein Problem damit, dass man alles regeln muss und für den täglichen Bedarf Vorschriften machen muss.

Der Bürger ist mündig, kann selbst entscheiden, wie er sich ernährt. Wir bieten dem Besucher ein reichhaltiges Angebot, aus dem er wählen kann." Im öffentlich zugänglichen "Elis Bistro" wird auch der fündig, der kein Fleisch auf dem Teller haben möchte. "Wir haben jeden Tag drei verschiedene Menüs und drei Zusatzgerichte im Angebot, außerdem gibt es eine große Salatbar", erläutert Diät-Küchenleiterin Elisabeth Wittke (56). "Mindestens eines der Menüs ist ohne Fleisch — allerdings nicht unbedingt hundertprozentig vegetarisch."

Für heute steht zum Beispiel Gemüse-Lasagne mit Gurkensalat auf dem Speiseplan, außerdem ein Salatteller Nizza mit einem halben Ei und Thunfisch. Für Patienten bietet das Krankenhaus auch vegetarische Kost an. "Aber sie wird nur selten nachgefragt", sagt Elisabeth Wittke. Ähnlich sieht es in der Kantine an der Merkatorstraße aus. Pächter Jürgen Brück hält rein gar nichts von dem Künast-Vorstoß: "Ich habe diesen Vorschlag mit Erschrecken zur Kenntnis genommen", sagt der 54-Jährige. Denn in seinem Betrieb verkaufen sich vegetarische Gerichte eher schleppend, die Nachfrage ist gering. "Im Sommer laufen Salate zwar gut, doch nur dann, wenn sie mit Putenstreifen garniert sind", erklärt Brück. Die Meinung des Pächters: "Man kann die Leute nicht zu einem fleischlosen Kantinen-Tag zwingen. Sonst gehen sie woanders hin." Auch in der Kantine des Hydro-Werks spricht sich der Küchenchef gegen einen Veggie-Day aus: Bis zu drei Mal in der Woche werden an der Aluminiumstraße zwar vegetarische Gerichte angeboten, doch nur etwa ein Zehntel der Gäste lässt sich diese Gerichte schmecken.

In den RWE-Kraftwerken gibt es ebenfalls bereits ein reichhaltiges Angebot an fleischlosen Mahlzeiten. Unternehmenssprecherin Laura Hoeboer erklärt: "Zum einen bietet wir vegetarische Gerichte an. Außerdem kann sich jeder sein Menü nach dem Baukastensystem selbst zusammenstellen — also auch auf Fleischbeilagen verzichten."

(NGZ)
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