Grevenbroich Kahlschlag an mehreren Landstraßen

Grevenbroich · Straßen NRW lässt derzeit an mehreren Stellen im Stadtgebiet die Gehölze an den Straßen pflegen. In einige Fällen muss bis zu 75 Prozent des Bewuchses weichen. Grund ist laut Landesbetrieb die Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer.

 Stapel von Baumstämmen türmen sich an der Elfgener Dorfstraße auf. Am Rande von vielbefahrenen Straßen nehmen die Pflanzen oft Schaden.

Stapel von Baumstämmen türmen sich an der Elfgener Dorfstraße auf. Am Rande von vielbefahrenen Straßen nehmen die Pflanzen oft Schaden.

Foto: Lothar Berns

Hunderte Baumstämme und Äste stapeln sich momentan an mehreren Straßen in Grevenbroich, unter anderem nahe der L 116 bei Gustorf und der L 361 bei Kapellen. Grund sind Maßnahmen zur Gehölzpflege, die von Straßen NRW verantwortet werden und die sich auch bis Jüchen und in die weitere Umgebung ziehen. Insbesondere geht es um steile Böschungen, wie Michael Thomas von Straßen NRW erläutert. Der Fachagrarwirt und Baumkontrolleur ist für die Maßnahme an der L 361 zuständig.

 Michael Thomas von Straßen NRW neben einem Wurzelteller an der L 361. Bröckelt die Böschung, kann das die Straße gefährden.

Michael Thomas von Straßen NRW neben einem Wurzelteller an der L 361. Bröckelt die Böschung, kann das die Straße gefährden.

Foto: Richter

Das Gehölz am Straßenrand, so betont Michael Thomas, dürfe nicht zur Gefahr für die Verkehrsteilnehmer werden. "Das Grün darf nicht die Schilder verdecken. Und die Autos sollen sich daran auch nicht den Lack zerkratzen", sagt er. Zusätzlich sei auch die Standsicherheit der Bäume von großer Bedeutung. "Der Untergrund der Böschung ist hochverdichtet", erklärt Thomas. "Da kann eine Baumwurzel nicht eindringen." Auf dem verdichteten Untergrund liegen als Decke nur etwa 20 Zentimeter Mutterboden, die von den Bäumen und Sträuchern durchwurzelt werden. Das trage zur Stabilität der Böschung bei, berichtet der Experte.

Falls aber ein Baum auf ein Fahrzeug stürze, könne Straßen NRW unter Umständen haftbar gemacht werden, denn es bestehe die Verkehrssicherungspflicht. Deshalb müssten die Straßenabschnitte immer wieder überprüft und gepflegt werden. Eigentlich, so erklärt Thomas, solle eine intensive Gehölzpflege alle zehn Jahre stattfinden. Aus finanziellen und personellen Gründen seien die zeitlichen Abstände aber oft größer.

"Die Straße ist für einen Baum ein Extremstandort", sagt der Experte. Gründe, warum ein Baum weichen müsse, gebe es viele. Zum einen könne Sturm dazu führen, dass Bäume umkippten. Dann gehe oft mit dem Wurzelteller auch der Mutterboden ab. Wenn es darauf regne, drohe die Böschung unterspült zu werden, so dass die Straße absacken könne. Weitere Faktoren, die Bäumen schaden, seien etwa Pilzbefall, Schäden durch die Landwirtschaft oder zu wenig Licht, was einen Teil der Bäume absterben lasse.

"Wir setzen gezielt auf junge Bäume und fördern sie", erklärt Michael Thomas zur Maßnahme an der Landstraße 361. "Unser Ziel ist es nicht, die Böschung baum- und strauchlos zu bekommen", betont er. Jedoch: "Es werden 50 bis 75 Prozent der Gehölze entnommen." Das hänge davon ab, wie viel Eingriff nötig sei, um für die Sicherheit zu sorgen. Schon nach kurzer Zeit wachse das Grün aber nach, sagt der Experte und zeigt dicht bewachsene Straßenabschnitte, an denen nach seinen Angaben vor drei oder vier Jahren gearbeitet worden ist.

Das abgeschnittene Holz wird übrigens von den vom Landesbetrieb beauftragten Firmen gehäckselt oder zu Brennholz verarbeitet. Interessenten dürften sich aber nicht an den abgelegten Stapeln bedienen, betont Michael Thomas.

Die Anwohner reagieren auf den Kahlschlag relativ gelassen. Der Gustorfer Hubert Rütten (UWG), hat zwar etwas Sorge, dass es ohne den Schutz der Bäume etwas lauter werden könnte. Beschwerden von Anwohnern habe er aber bisher nicht gehört. "Ich gehe davon aus, dass es bald weiterwächst", sagt Rütten über das Straßengrün. "Ich fände es aber sinnvoll, wenn eine solche Maßnahme vorher deutlicher angekündigt würde", erklärt der Politiker.

(NGZ)
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