Grevenbroich Jungs erkunden Lehrerberuf

Grevenbroich · Männer als Lehrer sind in vielen Grundschulen Mangelware. Beim Boys'Day probierten fünf Realschüler in der Grundschule Kapellen aus, wie es ist, vor einer Klasse zu stehen. Der Aktionstag lief parallel zum Girls'Day.

 Marcel Kunschke ( 2.v.l.), Niklas Vetten (r.) und andere Jungen aus der Realschule Bergheimer Straße gestalteten gestern am Boys'Day den Unterricht in der Grundschule Kapellen mit.

Marcel Kunschke ( 2.v.l.), Niklas Vetten (r.) und andere Jungen aus der Realschule Bergheimer Straße gestalteten gestern am Boys'Day den Unterricht in der Grundschule Kapellen mit.

Foto: Hans Jazyk

Kontrastprogramm: Etliche Mädchen schnupperten beim Girls' Day gestern in typische Männerberufe — etwa in der RWE-Ausbildungswerkstatt oder in der Kraftfahrzeugwerkstatt des Berufsbildungszentrums. Johannes Eßer dagegen kontrollierte gestern in einer ersten Klasse der Kapellener Grundschule mit Hausaufgaben, spielte später in der Turnhalle mit Viertklässlern Fußball.

Der 15 Jahre alte Orkener nahm wie andere Achtklässler der Realschule Bergheimer Straße am Boys'Day teil, zum zweiten Mal läuft der bundesweite Aktionstag parallel zu den Veranstaltungen für Mädchen. Jungen sollen damit Einblick in erufe erhalten, von denen sie kaum eine Vorstellung haben. Die Grundschule beteiligte sich am Tag der Jungen, um auf den Beruf des Grundschullehrers aufmerksam zu machen.

Johannes Eßer machte seine eintägige Aufgabe viel Spaß. "Die Kinder machen begeistert mit", freut er sich und sagt: "Ich kann mir gut vorstellen, später Grundschullehrer zu werden. ich möchte gern einen Beruf, in dem ich mit Kindern zu tun habe", erzählte der 15-Jährige. Das dürfte Michael Gierse freuen.

Der 35 Jahre alte stellvertretende Schulleiter ist im Kollegium neben 16 Frauen sozusagen der "Hahn im Korb". "An vielen Grundschulen ist nur der Hausmeister ein Mann — und auch in Kindergärten gibt es oft fast nur Erzieherinnen. Viele Jungen haben somit bis zum Wechsel in die weiterführende Schule neben dem Vater kaum männliche Vorbilder", so Gierse. Unterschiede zwischen Lehrer und Lehrerin gebe es oft auch im Unterdricht, etwa bei der Wahl der Lektüre der Kinder. Und ein Zehnjähriger erklärt: "Wenn Herr Gierse Sportunterricht gibt, dann fällt der härter aus", dann werde mehr gelaufen.

Marcel Kunschke (14) aus der Realschule stellte sich ebenfalls für einige Stunden vor die Klassen, erzählte, was die Kinder nach dem Wechsel in die fünfte Stufe erwartet. Die hörten aufmerksam zu. "Das macht Spaß", sagte Marcel Kunschke. Für den Sportunterricht hatte er seinen Badminton-Schläger mitgebracht. "Viele haben einen solchen Schläger noch nie gesehen." Allerdings: Lehrer will er nicht werden, sondern Ingenieur: "Ich möchte etwas bauen".

Den Grundschülern gefiel die männliche Verstärkung des Lehrerteams. Auf die Frage, ob sie gern häufiger bei Männern Unterricht haben möchten, erschallte in einer zweiten Klasse ein vielstimmiges "Ja". Also mehr Männer in Grundschulen? Gierse sieht auch Hemmnisse. "Die Bezahlung ist schlechter als in Sekundarschulen, und bei manchen gelten wir als ,Kuschel-Pädagogen'. Dabei ist es ein spannender, abwechslungreicher Beruf."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort