Grevenbroich Jeder Zwölfte von Bahnlärm belastet

Grevenbroich · Insgesamt 5020 Grevenbroicher und 1650 Jüchener müssen mit Eisenbahnlärm von 55 Dezibel und mehr leben. Das geht aus dem ersten Teil des Lärmaktionsplans hervor, den jetzt das Eisenbahn-Bundesamt veröffentlicht hat.

 Die Bahn fährt durch viele dicht besiedelte Teile der Stadt. Fast jeder zwölfte Grevenbroicher ist Bahnlärm von 55 Dezibel und mehr ausgesetzt.

Die Bahn fährt durch viele dicht besiedelte Teile der Stadt. Fast jeder zwölfte Grevenbroicher ist Bahnlärm von 55 Dezibel und mehr ausgesetzt.

Foto: A. Woitschützke

Nicht nur Autos oder Flugzeuge sorgen für Lärm, sondern auch der Eisenbahnverkehr - und das in Grevenbroich und Jüchen in erheblichem Maße. Fast jeder zwölfte Bürger - 5020 Schlossstädter in 3560 Wohnungen und 1650 Jüchener in 1194 Wohnungen - ist von Schienenverkehrslärm von mindestens 55 Dezibel betroffen. Das geht aus dem Teil A des Lärmaktionsplans an Haupteisenbahnstrecken hervor, den das Eisenbahn-Bundesamt jetzt vorgelegt hat. Dazu gehören auch die Ergebnisse einer Befragung, an der im Sommer bundesweit 38.000 Menschen teilgenommen haben - 83 Prozent fühlten sich vom Schienenverkehrslärm stark gestört.

"Der Lärmaktionsplan ist eine Bestandsaufnahme, die zeigt, wo Menschen vom Lärm betroffen sind und wo bereits Lärmsanierungen gegriffen haben", erklärt Heike Schmidt, Sprecherin vom Eisenbahn-Bundesamt. "Wir geben damit Politik und Bahn ein Werkzeug an die Hand, stellen ihnen Informationen zur Verfügung." Der Plan enthält zudem Ziele und Strategien zur Lärmminderung. Ziel des Bundes ist es, den Bahnlärm bis 2020 gegenüber 2008 zu halbieren.

Der Lärmaktionsplan beruht auf Lärmkarten. Auf den Karten für Grevenbroich und Jüchen zieht sich entlang der Bahn von Köln nach Mönchengladbach ein breites Band aus Richtung B 59 durch die Südstadt, Elsen, Orken, Noithausen und weiter durch Jüchen und Hochneukirch - je dunkler der Ton, desto höher die Belastung. 130 Grevenbroicher und 60 Jüchener müssen sogar mehr als 70 Dezibel ertragen - das entspricht einer S-Bahn, die in sieben Metern Entfernung vorbeirattert. Weit mehr Menschen sind vom Zuglärm in der Nacht betroffen: 9290 Grevenbroicher und 4230 Jüchener müssen dann 45 Dezibel und mehr ertragen.

Lärm von den Gleisen her nervt etwa Jüchener. 77 hatten sich an der Umfrage beteiligt, 71 davon fühlen sich vom Bahnverkehr stark gestört, die gleiche Zahl ist beim Ein- oder Durchschlafen beeinträchtigt. 68 fühlen sich von 22 bis 6 Uhr, 69 in den Abendstunden, 50 tagsüber gestört. Vor allem Fahr- und Schienenstoßgeräusche nerven. "Zusätzlich zur Lärmkartierung wollten wir erfahren, wie die Bürger die Geräusche durch die Eisenbahn subjektiv wahrnehmen", begründet Heike Schmidt die Umfrageaktion.

Im Aktionsplan wird betont, dass ein Anspruch auf Sanierungsmaßnahmen nur bei Neubauten oder wesentlichen Änderungen besteht. Allerdings investiert der Bund jährlich 150 Millionen Euro für Lärmschutz an bestehenden Strecken. Die höchste Priorität hat Lärmminderung an der Quelle, etwa durch Einbau von "Flüsterbremsen" bei Güterwagen. Hinzu kommen Schallschutz an Bahnstrecken und strengere Vorschriften. In Grevenbroich wurden bereits vor Jahren auf 2,4 Kilometern Länge Schallschutzwände errichtet, zudem wurden 140 Wohnungen lärmsaniert. Künftige Lärmschutzprojekte sind, laut Eisenbahn-Bundesamt, von der Bahn für Grevenbroich und Jüchen aber nicht genannt worden.

Nach der Vorlage von Teil A des Plans ist jetzt die zweite Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung gestartet. Bis zum 7. März können Bürger zum bisherigen Lärmaktionsplan und zum bisherigen Verfahren Stellung beziehen, danach entsteht der Aktionsplan Teil B. Die Info- und Beteiligungsplattform ist im Internet über die Adresse www.laermaktionsplanung-schiene.de erreichbar.

(NGZ)
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