Grevenbroich Japaner bangt um seine Familie

Grevenbroich · Shinji Nohara aus Japan lebt seit zehn Jahren in Grevenbroich. Nach der Erdbeben-Katastrophe bangt er um seine Angehörigen, verfolgt wie gelähmt die Nachrichten. Seinen Eltern geht es bislang gut.

Stundenlang wartete Familie Nohara nach dem Erdbeben und dem Tsunami auf ein Lebenszeichen der Angehörigen aus Japan.

Stundenlang wartete Familie Nohara nach dem Erdbeben und dem Tsunami auf ein Lebenszeichen der Angehörigen aus Japan.

Foto: A. Baum

Den Morgen, an dem die Nachricht über das verheerende Erdbeben in Japan kam, wird Shinji Nohara nie vergessen. Der 42-jährige Ingenieur, der mit seiner Familie in Grevenbroich lebt, bangte stundenlang um seine Angehörigen in Japan. Das Telefonnetz war zusammengebrochen, es gab kein Lebenszeichen von seinen Eltern und Geschwistern. Wie gelähmt verfolgte er im Internet die dramatischen Geschehnisse in seiner Heimat. Die Angst wuchs von Minute zu Minute.

Seit 15 Jahren lebt Shinji Nohara in Deutschland. In Düsseldorf lernte er seine Frau Viktoria (39) kennen, die Kinder Minori (8) und Hiroki (6) wachsen im ländlicheren Grevenbroich auf.

Erst Stunden nach der ersten Meldung am Freitagmorgen über die Katastrophe hat Nohara seine Eltern und seine Schwester endlich erreicht. Erst am Samstagnachmittag meldete sich auch die Tante, die in Sendai lebt – nur eine kurze SMS von ihr erreichte Noharas Eltern. Endlich konnte die Familie in Grevenbroich aufatmen. Doch die schlimmen Nachrichten reißen nicht ab.

Nach dem Erdbeben verwüstete der Tsunami weite Teil des Nordostens. Dann spitzte sich die Lage im Atomkraftwerk Fukushima immer weiter zu, die radioaktive Belastung steigt. Doch Noharas Familie, die auf der südlich gelegenen Insel Okinawa lebt, will das Land nicht verlassen, um zum Sohn nach Grevenbroich zu reisen.

Noch fühlen sie sich sicher. Allerdings bangt ihre Familie in Grevenbroich weiter. "Wie gebannt verfolgen wir die Nachrichten. Dieses Auf und Ab lässt uns keine Ruhe finden", sagt Nohara. "Das Erdbeben und den Tsunami hätte das Volk vielleicht noch verkraftet. Aber die Atomkraft ist eine große Katastrophe." Viktoria Nohara versucht, dem Drama etwas Positives abzugewinnen: "Vielleicht denken wir jetzt um. Es muss sich einfach etwas ändern. Und nach neuen Meldungen passiert in Deutschland tatsächlich etwas Positives. "

Trotz Bangen und Warten müsse ihr Leben weitergehen. Jeden Tag steht die Familie auf, frühstückt und macht sich fertig für Schule und Arbeit. "Allerdings ist es schwer für uns, in den Alltag zurückzukehren, anders als für die Menschen hier, die nicht direkt betroffen sind. Wir wissen, dass unsere Familie und Freunde in Japan einen Ausnahmezustand erleben." Viele Freunde, Bekannte und Verwandte in Grevenbroich, sogar Schulfreunde von Minori, hätten sich sofort nach der Familie erkundigt und ihr Mitgefühl ausgedrückt. Die Japaner müssten nach der Katastrophe neu anfangen, meint Nohara. "Ich bin zwar froh, dass ich hier wohne, aber Japan ist meine Heimat."

(NGZ)
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