Grevenbroich Jäger sagen Wilderern den Kampf an

Grevenbroich · Die Zahl illegal geschossener Wildtiere hat zugenommen. Jäger und Revierpächter wollen jetzt den Kampf gegen Wilderer verschärfen.

 Selbst im Wildfreigehege Grevenbroicher Bend wurde schon ein Tier geschossen. Nun soll der Kampf gegen die Wilderer verschärft geführt werden.

Selbst im Wildfreigehege Grevenbroicher Bend wurde schon ein Tier geschossen. Nun soll der Kampf gegen die Wilderer verschärft geführt werden.

Foto: Berns

Täter, die nachts aus fahrenden Autos schießen, und Patronenhülsen, die später niemand mehr zuordnen kann - zwei Szenen, die aus einem amerikanischen Kriminalfilm stammen könnten, in Wirklichkeit aber Jägern und Revierförstern in Grevenbroich immer größere Sorgen bereiten. Denn in der zurückliegenden Zeit mehren sich in der Stadt Fälle von Wilderei, weswegen die Verantwortlichen nun Alarm schlagen.

 Peter Kallen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft

Peter Kallen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft

Foto: Linda Hammer

"Wilderei ist eine Straftat", sagt zum Beispiel Peter Kallen, erster Vorsitzender und Geschäftsführer der Kreisjägerschaft Neuss. Auch aus diesem Grund trafen sich er sowie weitere Fachleute von der Unteren Jagdbehörde, Förster sowie ein Vertreter der Polizei jetzt zu einem Krisengespräch. Dabei wurde unter anderem vereinbart, den Kampf gegen die Wilderer zu verschärfen. So wurden alle Bürger aufgefordert, verdächtige Autos auf Feld- und Waldwegen den Behörden umgehend zu melden.

 Grevenbroichs Stadtförster Frank Wadenpohl

Grevenbroichs Stadtförster Frank Wadenpohl

Foto: Linda Hammer

Tatsächlich erscheint Eile geboten. Denn Insider gehen davon aus, dass die Täter nicht allein eine Gefahr für die Wildtiere, sondern auch für Menschen darstellen. "Es wird oft mit kleinkalibrigen Waffen geschossen", sagt etwa ein Jäger, der vor den Wilderern warnt: "Zeugen sollten die Täter auf keinen Fall ansprechen, sondern sofort die Polizei alarmieren." Immerhin seien die Wilderer bewaffnet und wüssten um die Strafbarkeit ihrer Handlungen.

Bei der Polizei sieht man dies ähnlich. Um die Unbekannten zu ermitteln, sei Hilfe der Bevölkerung nötig, sagte ein Polizeisprecher. "Allerdings gingen bislang nur sehr wenige Anzeigen ein."

Dabei sind die Folgen der Wilderei schon heute spürbar. So hat Jagdaufseher Martin Koslowski bei seinen nächtlichen Wildtier-Zählungen in den Wevelinghovener Revieren zuletzt eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: "Auf größeren Flächen geraten mir nur noch zehn, maximal 15 Rehe ins Scheinwerferlicht", sagt er. Und das wiederum wundert den Waidmann: "Denn vor drei Jahren waren es an der gleichen Stelle noch 40 bis 45." Für den Jagdaufseher ist das ein Indiz dafür, dass sich verstärkt Wilderer in seinen Revieren herumtreiben: "Wo sollen die Tiere denn sonst abgeblieben sein?"

Wevelinghoven ist aber kein Einzelfall. Jäger und Revierförster aus dem gesamten Kreis beklagen inzwischen, dass sich die Zahl der illegal geschossenen Tiere in den vergangenen Monaten erhöht hat. Einer der Hotspots scheint tatsächlich Grevenbroich zu sein. Dort hatte sich zuletzt im Oktober ein besonders dreister Fall ereignet. Unbekannte erlegten im Wildfreigehege einen Hirschen, ließen den 70 Kilogramm schweren Kadaver aber liegen. "Wahrscheinlich sind sie gestört worden", vermutet Stadtförster Frank Wadenpohl. Ein anderer Fall: In Wevelinghoven entdeckten Jäger ein Reh mit einem Kleinkaliber-Geschoss im Hinterlauf. Sie erstatteten Anzeige.

Offensichtlich haben die Tiere bereits instinktiv auf die Wilderer reagiert - denn: "Die Fluchtdistanz von Rehen hat sich in jüngster Zeit deutlich vergrößert", erklärt Martin Zimmer, Forstbetriebsleiter von RWE Power. Waren die Tiere bisher etwa 100 Meter von Wegen entfernt zu sehen, hat sich der Abstand mittlerweile verdreifacht. "Zum Teil sind sie sogar gar nicht mehr zu beobachten", sagt Frank Wadenpohl.

(NGZ)
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