Kita-Betreuung in Grevenbroich Erzieher-Mangel – Handelt die Stadt zu langsam?

Grevenbroich · Personalnot in den Kitas: Immer wieder müssen Kinder zu Hause bleiben – so wie in der Einrichtung „Sonnenland“. Potenzielle Neu-Erzieher berichten, sie hätten zu spät Rückmeldungen auf ihre Bewerbungen erhalten und deshalb woanders angefangen.

 Diese junge Frau hatte sich bei der Stadt für eine Ausbildung zur Erzieherin beworben, wurde aber fast zwei Monate vertröstet. In dieser Zeit hat sie eine Zusage von einer anderen Kommune erhalten.

Diese junge Frau hatte sich bei der Stadt für eine Ausbildung zur Erzieherin beworben, wurde aber fast zwei Monate vertröstet. In dieser Zeit hat sie eine Zusage von einer anderen Kommune erhalten.

Foto: Kandzorra, Christian

Bereits zum vierten Mal hat es die städtische Kindertagesstätte „Sonnenland“ in diesem Jahr erwischt: Die Einrichtung musste diese Woche nachmittags zweimal geschlossen bleiben, weil es zu wenige Erzieher gibt. Eltern mussten ihre Arbeitgeber teils um Urlaub bitten, um sich selbst um die Betreuung ihrer Kinder kümmern zu können. Seit Monaten ist der Personalmangel ein Thema, zehn Erzieher-Stellen sind bei der Stadt Grevenbroich unbesetzt.

Eltern ziehen in Zweifel, dass die Verwaltung alles tut, um neues Personal zu rekrutieren. „Erzieher, die sich bei der Stadt bewerben, bekommen zu spät oder keine Antwort – und haben dann gegebenenfalls bei einem anderen Träger einen Vertrag unterschrieben“, sagt eine Mutter, die für viele Eltern spricht, aber aus Sorge um ihre Kinder nicht genannt werden möchte*. Und: „Unflexibilität bei der Stellenvergabe steht der Stadt erheblich im Weg.“

Eine junge Grevenbroicherin, die sich bereits im Winter bei der Stadt für eine Ausbildung zur Erzieherin mit Start zum 1. August 2019 beworben hat, bestätigt, keine konkrete Rückmeldung erhalten zu haben. „Ich wurde hingehalten, fast zwei Monate lang“, sagt die 20-Jährige. Auch sie möchte namentlich nicht genannt werden*. „Es hieß, das Einstellungsverfahren habe noch nicht begonnen. Mir wurde auch nach mehrfacher Nachfrage nicht gesagt, wann es beginnt.“

Aus diesem Grund habe sie sich außerhalb beworben – und prompt Antwort erhalten. Sie wurde in einer Nachbarkommune sofort zum Vorstellungsgespräch eingeladen, hat eine Zusage bekommen und macht ab August ihre Ausbildung dort. „Als ich die Zusage hatte, hat sich die Stadt Grevenbroich gemeldet – für mich zu spät.“

Eine ähnliche Geschichte kann eine weitere Grevenbroicherin* erzählen, die seit Jahren ausgebildete Erzieherin ist und sich online beworben hat. „Ich habe mich im September auf mehrere Stellen beworben und nie eine Antwort erhalten, auch keine Absage, nichts“, sagt sie. Wochen später hat sie das Angebot einer anderen Kommune angenommen. Die Nachrichten über die Personalnot in Grevenbroich wundern sie bei dem, was sie erlebt hat, nicht.

Was ist los im Rathaus? Die Vorwürfe wiegen schwer. Stadt-Sprecher Stephan Renner weist sie entschieden zurück: „Zu 99,9 Prozent gibt es Rückmeldungen. Wir setzen alles daran, Personal zu gewinnen.“ In Sachen Bewerbungen auf die Plätze für die sogenannte praxisintegrierte Ausbildung will er nicht ausschließen, dass andere Kommunen bei den Einstellungsverfahren anders vorgehen. „Unsere fünf Stellen kriegen wir aber mit Leichtigkeit besetzt.“ Renner betont: Bei fertig ausgebildeten Erziehern, die sich bewerben, reagiere die Stadt sofort, damit ihnen kein anderer zuvorkommt. Wünschenswert sei jedoch eine bessere Unterstützung von Seiten des Landes, etwa Lockerungen bei Auflagen zur Einstellung.

* Namen der Redaktion bekannt

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