Grevenbroich Horst Schlämmer ist jetzt im Ruhestand

Grevenbroich · Nie mehr Herrenhandtasche: Hape Kerkeling schickt Grevenbroichs berühmten Journalisten in Rente. Eine Huldigung.

 Zu Hause: Horst Schlämmer rührt mit Ex-Bürgermeister Axel Prümm die Werbetrommel für Grevenbroich.

Zu Hause: Horst Schlämmer rührt mit Ex-Bürgermeister Axel Prümm die Werbetrommel für Grevenbroich.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Es gibt diesen Nachmittag, an den sie in Hemmerden gerne zurückdenken. Horst Schlämmer hat zum Kegeln in seine Lieblingsgaststätte "Zum Burggrafen" geladen, und am Ende steht der Mann mit der Moppfrisur, dem knittrigen Anzug und der Herrenhandtasche da und lächelt - ganz Mann des Volkes - milde zum Abschied.

 Umjubelt: Horst Schlämmer beim Besuch im Einkaufszentrum Montanushof vor fünf Jahren.

Umjubelt: Horst Schlämmer beim Besuch im Einkaufszentrum Montanushof vor fünf Jahren.

Foto: L. Berns

"Wir seh'n uns, weisse Bescheid", ruft er den Gästen zu. Aber nun rufe die Arbeit, knallharte Recherche. Man könnte meinen: Im Grunde will er einfach nur den Dornkaat für sich alleine. Jetzt hängt Horst Schlämmer seine Herrenhandtasche an den Nagel. Hape Kerkeling schickt seine Kultfigur in den Ruhestand, sieben Jahre nach dem denkwürdigen Nachmittag in Hemmerden. Eine Huldigung.

Horst Schlämmer hat es geschafft, in kürzester Zeit zu einem der berühmtesten Söhne Grevenbroichs zu werden - auch wenn ihm der Stadtrat die Ehrenbürgerschaft verwehrt hat. Das, so der Tenor, wäre dann doch zu viel Klamauk gewesen. Doch es gilt: Schlämmer hat Grevenbroich in ganz Deutschland bekannt gemacht. Einige finden das gut, andere waren genervt - aber an der Tatsache lässt sich nicht rütteln.

 Vergnügt: Bürgermeisterin Ursula Kwasny mit dem kultigen Kauz.

Vergnügt: Bürgermeisterin Ursula Kwasny mit dem kultigen Kauz.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Statt mit Leitartikeln punktete er mit einer TV-Präsenz wie sie sonst nur Christine Neubauer an einem Freitagabend hinbekommt. Auf mehreren Sendern gleichzeitig, immer mit Top-Quote. Zum Abschied drängen sich diese Bilder ins Gedächtnis. Horst Schlämmer, Kultfigur und Chefredakteur des fiktiven Grevenbroicher Tagblatts, knallhart nachjefracht. Für einen Moment lässt sich trefflich ausmalen, wie toll das gewesen wäre, wenn dieser eisern-penetrante Enthüllungsjournalist doch mal Inspector Columbo interviewt hätte! So von Trenchcoat, zu Trenchcoat, von Kauz zu Kauz. Eine Frage hätte er noch, immer ganz discht dran. Das war ja eine der großen Stärken des Star-Reporters, der zum Ende sogar Kurs aufs Kanzleramt ("Isch kandidiere!") nahm und Bürgermeisterin Ursula Kwasny auf die Kinoleinwand brachte, Premiere im "Grefi"-Kino inklusive.

Jetzt ist all dies Geschichte. Horst Schlämmer geht in Ruhestand, und man sieht ihn fortan schon seinem liebsten Hobby nachjagen, dem Müßiggang des Knitter-Trenchcoat-Mannes. Sieht, wie er wieder dasitzt und Gisela anschmachtet, die Herrenhandtasche ums Handgelenk und den Dornkaat nie lange im Anschlag. Grevenbroich bei Nacht. Weisse Bescheid.

Horst Schlämmers Spuren werden bleiben. Nicht für die Ewigkeit, aber immerhin für einen überschaubaren Zeitraum wird man sich an ihn erinnern - dank der YouTube-Videos und Plakate, der DVDs und Mediatheken. Und natürlich bleibt er im Rathaus, auf dem gerahmten Bild, das mit Widmung im Büro von Ursula Kwasny hängt. Über Hape Kerkeling und ihre Zeit mit Horst Schlämmer berichtet sie nur Gutes. "Er ist als Mensch zu hundert Prozent top. Die Erlebnisse mit ihm waren durchweg toll", sagt Kwasny. "Auch deshalb ist es sehr schade, dass Horst Schlämmer zum Abschied nicht noch einmal zu uns in die Stadt gekommen ist."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort