Hilfe aus Grevenbroich Mühlrather packen kräftig für Ukrainer an

Mühlrath · Eine geflüchtete Familie ist im Dorf untergekommen. Eine kurzfristig ins Leben gerufene Hilfsgüter-Aktion stößt auf große Resonanz im Dorf. Wie die Bewohner anpacken.

 Claudia und Holger Heinick (2.v.l., r.) nahmen eine ukrainische Familie auf, hier mit einer Freundin von dort (2.v.r.).

Claudia und Holger Heinick (2.v.l., r.) nahmen eine ukrainische Familie auf, hier mit einer Freundin von dort (2.v.r.).

Foto: Dieter Staniek

Sie sind in Sicherheit. Eine 36 Jahre alte Frau aus der Ukraine traf am Mittwoch Nachmittag mit ihren sieben und 14 Jahre alten Töchtern und einem kleinen Koffer mit dem Nötigsten im beschaulichen Mühlrath ein, sie sind dem Krieg in ihrer Heimat entronnen. Die Familie gehört zu den ersten Ukrainern, die in Grevenbroich eingetroffen sind. Der Mann darf wie andere im wehrfähigen Alter das Land nicht verlassen.

Fürs Obdach der drei sorgen Claudia und Holger Heinick. „Eine Familie aus Kapellen hatte Verwandte an der Grenze abgeholt. Vor der Flucht dort hatte eine Angehörige ihrer besten Freundin gesagt: ,Wenn Du noch fiehen willst, nimm Deine Kinder und komm mit uns‘“, erzählt Holger Heinick.

 Peter Lys (r.) und andere Mühlrather packten Spenden aus dem ganzen Kreis für einen Hilfstransport ein.

Peter Lys (r.) und andere Mühlrather packten Spenden aus dem ganzen Kreis für einen Hilfstransport ein.

Foto: Dieter Staniek

Am zweiten Kriegstag, am Freitag, seien die Flüchtenden mit dem Auto aufgebrochen. „Die drei stammen aus einer 16.000-Einwohner-Stadt 250 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt“, berichtet Heinick. Die Mutter habe angesichts der Krise Anfang Februar begonnen, Reisepässe für die Kinder zu besorgen. Drei Tage habe die Familie im Auto im viele Kilometer langen Stau vor der Grenze gewartet, während sich neben den Fahrzeugen der Strom der zu Fuß Flüchtenden herzog.

Von einer Bekannten erfuhr die Familie Heinick, dass für die drei in Grevenbroich eine Unterbringung gesucht wurde. „Wenn wir Gutes tun können, machen wir das auch“, sagt der 52-Jährige, der beruflich einen Online-Handel für Reitsportartikel betreibt. „Der Krieg ist eine absolute Katastrophe, viele werden noch flüchten.“ Rasch wurden im Haus ein Schlaf- und ein kleines Badezimmer freigeräumt.

Die Neuankömmlige sollen sich nun erst einmal einfinden. „Die sieben Jahre alte Tochter spielt mit unseren Hunden“, erzählt der Mühlrather. Gemeinsam solle nun eingekauft werden. Kleidung erhalte die Familie bereits aus Spenden.

Die Hilfe-Welle für die Ukraine rollt auch sonst im kleinen Mühlrath. 60 bis 80 Kisten standen am Mittwoch im Hof bei Peter Lys, der etwa im Orgelbauverein in Hülchrath aktiv ist und mit anderen „Bänkern“ jede Menge Sitzbänke rund um die Dörfer erneuert. Verwandte und Bekannte packten am Mittwoch mit an. Warme Kleidung und Bettdecken stapelten sich für einen Hilfstransport ebenso wie Spielzeug und Babywindeln, Konserven, Mehl und andere haltbare Lebensmittel sowie Medikamente. „Es ist überwältigend“, erklärt der Mühlrather. Am Mittwoch Nachmittag hatte Peter Lys per Mail einen Sammel-Aufruf im Namen eines 16-köpfigen Orga-Teams aus dem Dorf verbreitet, Bekannte wurden in den sozialen Medien aktiv. Erst nach Mitternacht hatte Lys die letzte WhatsApp verschickt. Die Resonanz: riesig. Die Spenden kommen aus dem ganzen Rhein-Kreis“, schildert Lys. Die Mühlrather hätten sich einer privaten Initiative in Kaarst angeschlossen, die mit dem ukrainischen Generalkonsulat in Düsseldorf in Verbindung stehe und die Hilfsgüter in die Ukraine bringen werde, berichtet Peter Lys.

Er und sein Bruder Theo haben etliche Verwandte in mehreren Teilen der Ukraine. Sie sind bereit, Angehörige hier unterzubringen. Theo Lys wartet auf einen Anruf, um sie mit dem Auto an der 1100 Kilometer entfernten Grenze abzuholen.

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