Neuer Professor kommt aus Grevenbroich Südstädter erforscht Geheimnisse des Alls

Grevenbroich · Hendrik Hildebrandt (39) ist jetzt Professor für Astro-Physik.

 Wollte schon zur Kinderzeit immer „irgendwas mit Sternen“ machen: Hendrik Hildebrandt, Professor für „Beobachtende Kosmologie“.

Wollte schon zur Kinderzeit immer „irgendwas mit Sternen“ machen: Hendrik Hildebrandt, Professor für „Beobachtende Kosmologie“.

Foto: RUB, Marquard

Was ist da oben los? Diese Frage hat Hendrik Hildebrandt schon interessiert, als er noch die Grundschule an der Graf-Kessel-Straße besuchte. Begeistert studierte der junge Südstädter die „Was ist was“-Bücher – vor allem dann, wenn sie von exotischen Planeten, fernen Galaxien und Schwarzen Löchern handelten. Diese Faszination hat ihn nie losgelassen. Heute, mit 39 Jahren, spürt er professionell den Geheimnissen des Weltraums nach. Hendrik Hildebrandt ist Astro-Physiker. Soeben wurde er an der Ruhr-Universität Bochum zum Professor für das Forschungsgebiet „Beobachtende Kosmologie“ ernannt.

„Astronomie war schon mein Kindheitstraum“, sagt Hendrik Hildebrandt, der die Frage nach dem Berufswunsch in den Poesie-Alben seiner Mitschülerinnen wahrheitsgetreu mit „;Irgendwas mit Sternen“ beantwortete. Weil das ein bisschen holprig klang, hat er seinen Vater Jürgen mal gefragt, wie so ein Beruf denn richtig heißen könnte. Seitdem trug er „Astro-Phsysiker“ in die kleinen Bücher ein.

Nach dem Abitur am Erasmus-Gymnasium – und ungezählten Nächten, die er sich als Schüler hinter dem Teleskop um die Ohren schlug – studierte er Astronomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Seine Forschungen – die ihn auch ins niederländische Leiden und ins kanadische Vancouver führten – brachten dem 39-Jährigen mittlerweile internationale Anerkennung ein, längst spielt Hildebrandt eine wichtige Rolle in Konsortien, die an führender Stelle den kosmischen Gravitationslinsen-Effekt untersuchen.

Was trocken klingt, ist eine hochspannende Angelegenheit. Im Zentrum von Hildebrandts Forschungen stehen Galaxien-Haufen, die größten bekannten Ansammlungen von Materie im Universum. Ihre Anziehungskraft ist außerordentlich, so dass sie sogar das Licht der dahinter liegenden Objekte verbiegen – sie wirken dann wie eine gigantische Linse. Auf der Erde sehen Astronomen das weit hinter dem Haufen liegende Objekt verzerrt, gleichzeitig aber auch vergrößert und teilweise deutlich verstärkt.

Diese Gravitationslinsen sind zu einem wichtigen Werkzeug von Astronomen geworden. Mit ihrer Hilfe schätzen Forscher wie Jürgen Hildebrandt etwa die Masse von Galaxien ab, sie werden buchstäblich gewogen. „Ausgedrückt wird das allerdings nicht in Kilogramm – die dabei herauskommenden Zahlen wären zu groß –, sondern in Sonnenmassen“, schildert der 39-Jährige. Am „Fernrohr“ nimmt er heute nur noch selten Platz. Hildebrandt greift bei seiner Arbeit auf große Daten und Digital-Bilder von Großteleskopen zurück.

Der gebürtige Grevenbroicher lebt heute mit seiner Lebensgefährtin in Bonn, plant aber einen Umzug nach Bochum. In seine alte Heimatstadt, die er vor 19 Jahren verlassen hat, kehrt Hildebrandt immer wieder zurück, um Verwandte und Freunde zu besuchen. Dazu zählt er auch die „alten Recken“ der „Elephants“, die Coach Laszlo Lang für das Basketball-Team „Scorpions“ rekrutierte, in dem er selbst noch bis zum vergangenen Jahr spielte.

Viel Zeit bleibt ihm für die Besuche aber nicht – denn Hildebrandt arbeitet mit seinen Kollegen an einer spannenden Sache, die das Standard-Modell der Kosmologie auf den Kopf stellen könnte. Aber das ist eine andere Geschichte.

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