Grevenbroich Helfer für Tschernobylkinder

Grevenbroich · Wolfgang Duda engagiert sich in der Tschernobylhilfe. Vor kurzem reiste er nach Weißrussland. Im Nachbarland der Ukraine übergab er Hilfsgüter an notleidende Kinder und deren Familien.

 Wolfgang Duda engagiert sich für die Tschernobylhilfe, war Gastgeber für Kinder aus Weißrussland und begleitete Hilfstransporte.

Wolfgang Duda engagiert sich für die Tschernobylhilfe, war Gastgeber für Kinder aus Weißrussland und begleitete Hilfstransporte.

Foto: L. berns

Die Nachbarn fragen bereits, wann Viktor wieder zu Besuch kommt. Der Junge aus Weißrussland verbringt drei Wochen seiner Sommerferien bei Wolfgang Duda und seiner Frau Ute in Wevelinghoven. Im Juli kommt der Zwölfjährige mit sechs weiteren Kindern nach Deutschland. Der Aufenthalt wird durch die Ökumenische Tschernobylhilfe Kaarst-Büttgen ermöglicht. Seit 20 Jahren versorgt sie Familien in der Unglücksregion mit Hilfsgütern. Wolfgang Duda engagiert sich dort. Es ist ihm wichtig, Kindern zu helfen, die unter den Folgen der Reaktorkatastrophe von 1986 leiden.

Viktor ist einer von ihnen. Für ihn wird es der vierte Aufenthalt in Deutschland sein. Beim ersten Mal wohnte er mit weiteren Kindern im Nikolauskloster. Dort lernte er die Dudas kennen. "Am dritten Tag wanderte seine Hand langsam zu der meiner Frau", erzählt Wolfgang Duda. Die weiteren Male lebte Viktor bei dem Wevelinghovener Ehepaar. Inzwischen kann der Junge auch einige Brocken Deutsch. "Er versteht mehr als er sagt", sagt Duda. Der 68-Jährige ist aber nicht nur Gastgeber. Bereits sieben Mal reiste er in Viktors Heimat.

Erst vor kurzem ist er mit einer Gruppe der Tschernobylhilfe von einer zehntägigen Reise zurückgekehrt. Die 4000 Kilometer hin und zurück fuhren sie in einem Kleinbus. Gut die Hälfte der Strecke saß Wolfgang Duda am Steuer. Bereits die Anreise gestaltete sich beschwerlich. Zwölf Stunden stand die Gruppe an der Grenze zwischen Polen und Weißrussland. Der große Andrang sei zwar offiziell wegen eines Feiertags entstanden, erklärt Duda. Aber die Reisenden vermuten auch die politischen Verhältnisse im Land als Grund für die langwierigen Grenzkontrollen.

In der weißrussischen Hauptstadt Minsk kaufte der Verein Waren für seine Marktstände: handbemalte Matrjoschkas, Leinentücher, Schmuck und kleine Tannenbäume als Weihnachtsdekoration. In der Stadt Brest trafen die Deutschen auf Familien, die sie mit Hilfsgütern versorgen. Ein elfjähriger Junge erzählte, wie er seine zuckerkranke und blinde Mutter versorgt. Die Familie lebt auf 18 Quadratmetern. "Auf dem Land ist die Zeit stehen geblieben. Dort wird noch mit Pferdepflug gearbeitet, das Wasser kommt aus einem Brunnen", sagt Wolfgang Duda.

Der Maschinenschlosser reiste beruflich um die ganze Welt. Er arbeitete in Südamerika und Afrika. "Ich habe viel gesehen. Dass es aber ein solches Elend eigentlich nur wenige Kilometer von uns entfernt gibt, erschreckt mich und macht sehr traurig", sagt er. Auf die Ökumenische Tschernobylhilfe Kaarst-Büttgen wurde Duda über einen Bekannten aufmerksam. Mit der Aufnahme eines Gastkinds im Sommer verschafft er ihm Abwechslung und Erholung vom Alltag.

(NGZ)
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