Heimat genießen - im Rhein-Kreis Neuss Heimat genießen wie in Schottland

Rhein-Kreis Neuss · Von rauchigen Whiskys und handgerollten Zigarren: Immer mehr Kreis-Bürger gönnen sich alte Genüsse. Der neue Trend macht sich bei Whisky-Fan Werner Hoffrichter und Zigarren-Fachmann Oliver Leuchten bemerkbar.

 Whiskys so weit das Auge reicht: Der Schottland-Freund Werner Hoffrichter aus Barrenstein bietet nicht nur Verkostungen an, sondern sorgt mit dem Dudelsack auch für den passenden Sound.

Whiskys so weit das Auge reicht: Der Schottland-Freund Werner Hoffrichter aus Barrenstein bietet nicht nur Verkostungen an, sondern sorgt mit dem Dudelsack auch für den passenden Sound.

Foto: lothar berns

Umgeben von Feldern liegt der kleine Ort Barrenstein - ein idyllisches 800-Seelen-Dorf zwischen Grevenbroich und Rommerskirchen. Dort ist Werner Hoffrichter zuhause. Seit Anfang der 1990er Jahre zieht es den 57-Jährigen mindestens einmal im Jahr nach Schottland, in seine "zweite Heimat", wo er am liebsten Urlaub macht. Und wenn er mal nicht in den Urlaub fahren kann, dann holt er sich Schottland eben nach Barrenstein. Und zwar mit allem was dazugehört: mit Dudelsack, Schottenrock und Whisky. Viel Whisky. Für den ist Werner Hoffrichter nämlich über die Grenzen des Rhein-Kreises hinaus bekannt.

Mehr als 350 verschiedene Whisky-Sorten lagern in seiner "Whiskybar", die er vor sieben Jahren als eine Art Event-Kneipe aus einem alten Pferdestall mitten im Ort gezaubert hat. "Ich habe sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt Hoffrichter. Schön ist's auf seinem Hof, der britisches Ambiente kaum stärker vermitteln könnte. Sogar eine knallrote, typisch-britische Telefonzelle hat er dort aufgestellt und zeigt damit seine Liebe zu Großbritannien und Schottland.

Wer den ehemaligen Pferdestall betritt, merkt schnell: Werner Hoffrichter ist ein echter Experte, wenn es um Whisky geht. Und ein leidenschaftlicher Whisky-Genießer. "Jetzt bricht langsam die dunkle Jahreszeit an, draußen wird es ungemütlich. Damit beginnt auch die Jahreszeit des Whiskys", erzählt Hoffrichter, der zum "Ussel-Wetter" insbesondere schwere, rauchige Sorten empfiehlt. Vorzugsweise die schottischen "Single-Malt-Whiskys", versteht sich. "Whisky genießen - das hat für mich auch etwas mit dem Geruch zu tun. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Aromen. Mir schmecken die Whiskys am besten, die mindestens 20 Jahre lang in einem originalen Eichenfass gelagert waren", erzählt Werner Hoffrichter, der ganze Verkostungen in Barrenstein anbietet.

Bis zu 24 Whisky-Fans oder solche, die es einmal werden wollen, besuchen den 57-Jährigen zu den Verkostungen, die er im Herbst und Winter ausschließlich freitags und samstags anbietet. Das Besondere: Seine Gäste kommen nicht nur, um alte Genüsse neu zu entdecken und Whisky zu probieren, sondern wegen der Atmosphäre. Die ist im Rhein-Kreis Neuss einzigartig, denn - wie es sich für einen echten Schotten gehört - Werner Hoffrichter unterhält seine Gäste natürlich ganz standesgemäß mit Dudelsack-Musik. "Über das Dudelsackspielen bin ich damals auch aufs Whiskytrinken gekommen", berichtet der Barrensteiner, der inzwischen sogar Gastdozent im Dudelsackspielen an der Volkshochschule in Velbert ist. "Das passt einfach perfekt zusammen."

Tatsächlich beobachtet der "Whisky-König" seit etwa zehn Jahren einen regelrechten Boom. "Immer mehr Menschen interessieren sich für Whisky und wollen auch mal eine Sorte probieren, die es im Supermarkt normalerweise nicht gibt", sagt Hoffrichter. Denn nur 100 Destillerien in Schottland würden Whiskys tatsächlich ausschließlich aus gemälzter Gerste herstellen. "Diese Destillerien stellen nur etwa fünf Prozent aller Whiskys her, die auf dem Markt erhältlich sind", erklärt er.

Einer, der ebenfalls überwiegend schottische Whiskys anbietet, ist Oliver Leuchten aus Neuss. Er spielt zwar keinen Dudelsack, bietet seinen Kunden aber passend zum Hochprozentigen einen weiteren alten Genuss: Zigarren. Und zwar die handgerollten.

In seinem Tabakladen "Rauchbar" in der Innenstadt lagern mehr als 200 verschiedene Zigarren-Sorten bei 70 Prozent Luftfeuchtigkeit im begehbaren Klimaraum. "Dabei sind Zigarren aus Ländern wie Kuba, der dominikanischen Republik, Honduras, Nicaragua oder Brasilien", erzählt Oliver Leuchten, der in Sachen Zigarrenverkauf von einem "Wachstumsmarkt" spricht. Nicht nur ältere Menschen kämen in seinen Laden, sondern auch jüngere. Etwa Studenten, die sich mal etwas gönnen wollen.

Zum schottischen Whisky empfiehlt der 49-Jährige eine mittelkräftige Zigarre "El Credito" aus der dominikanischen Republik, die leicht "ledrig" schmeckt. Doch das sei Geschmackssache. "Es kommt immer auf das Getränk an, das man beim Zigarrenrauchen trinkt", erzählt Leuchten, der 2010 von einer Fachzeitschrift zum Zigarrenhändler des Jahres gekürt wurde.

(cka)
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