Haushalt in Grevenbroich Wie viel ist der Stadtwald noch wert ?

Grevenbroich · Die Grünen fordern einen jährlich aktualisierten Baumschadensbericht. Im Grevenbroicher Haushalt ist der Stadtwald Teil des Eigenkapitals. Schon seit dem Jahr 2009 wird er mit derselben Summe von rund 4,6 Millionen Euro geführt.

In der Rekordzeit von nur drei Stunden passierte der Haushaltsentwurf 2020 am Donnerstag den Haupt- und Finanzausschuss. Dabei enthält das Zahlenwerk ausgerechnet im derzeit stark strapazierten Eigenkapital der Stadt einen enormen Risikoposten. Denn seit 2009 wird der Buchwert des kommunalen Forst- und Waldbesitzes von Jahr zu Jahr fortgeschrieben. Seit 2009 steht dort derselbe Betrag: 4.598.079,35 Euro. Gerade so, als habe es die Orkane Ela (Juni 2014), Friederike (Februar 2018) und Eberhard (März 2019) nie gegeben.

All diese Stürme zausten den Grevenbroicher Stadtwald. Mehr noch: Auch die Folgen der Dürrejahre 2017 bis 2019 finden sich nirgends wieder in dem Zahlenwerk. Jährlichen Abschreibungen von 20.000 Euro werden 20.000 Euro für Aufforstungen entgegen gesetzt.

Wer mit Stadtförster Frank Wadenpohl spricht, behält ein völlig anderes Bild vom Stadtwald im Kopf. Demnach hat den Fichten der Borkenkäfer den Garaus gemacht. Von ursprünglich vier bis fünf Hektar an städtischen Fichten stehen laut Wadenpohl noch gerade mal ein paar hundert Quadratmeter. Viele hundert, durch die sommerliche Dürre geschwächte Ahornbäume wurden Opfer der Rußrindenkrankheit – ein gemeiner Pilz. Allein am strategischen Bahndamm bei Neukirchen mussten deshalb 290 Ahornbäume gefällt werden. Schlecht geht es auch den städtischen Erlen, die dem Schlauchpilz zum Opfer fallen. Da alle diese Hitzefolgen landesweit spürbar waren, lässt sich das Holz nur weit unter den ursprünglichen Werten verkaufen – falls es nicht so verpilzt ist, dass es als Sondermüll entsorgt werden muss.

Damit nicht genug: Die nach den verheerenden Orkamen mit viel Spendengeld der Bürger gesetzten, neuen Bäume kommen nicht mit dem Klimawandel zurecht und mussten in diesem Jahr durch die Mitarbeiter des Forstbetriebes permanent gewässert werden. Und schließlich: Um die Orkan-Schneisen nicht zu breiten Einfallstoren für den nächsten Sturm zu machen, wird die Anpflanzung von schnell wachsenden Pappeln erwogen. Die haben sich aber als ungeeignet erwiesen, um mit dem durch den Tagebau abgesenkten Grundwasserspiegel zurecht zu kommen.

Die Grünen fordern deshalb einen umfassenden und jährlich aktualisierten Baumschadensbericht – der Antrag soll am 27. November im Umweltausschuss (18 Uhr, Bernadussaal) behandelt werden. „Wir brauchen so rasch wie möglich Klarheit über den Zustand des Waldes und der Stadtbäume“, sagt Peter Gehrmann von Grünen.

Während Umweltschützer und Förster hochgradig alarmiert sind, scheinen die Finanzexperten der Stadt dies für sich und ihr Zahlenwerk auszublenden. Auf Anfrage teilte die Stadt mit: Aufwuchs falle „unter das Bewertungsvereinfachungsverfahren“. Mit der Aufstellung der Eröffnungsbilanz und der vorangegangenen Erstbewertung je Aufwuchsart (nach Preiskategorien gestaffelt) sei ein Festwert angelegt worden. „Der Aufwuchs an sich unterliegt keiner Abschreibung wie ein gewöhnlicher Vermögensgegenstand. Bilanzielle Änderungen können sich in dem zehnjährigen Zeitraum lediglich durch Verkäufe ergeben.“

Immerhin sei, so die Stadt, „für das Jahr 2020 mit Buchungsstichtag 31. Dezember 2019 die zweite Folgeinventur angedacht. Auch für die komplette Neubewertung des Stadtwalds hat man demnach bereits einen Termin im Auge. Stichtag sei der 31. Dezember 2029.

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