Sicherer Schulweg Kinder werben für mehr Sicherheit
Kapellen · Mit selbst gestalteten Plakaten und Handzetteln demonstrierten die Drittklässler der Grundschule Kapellen für weniger „Elterntaxis“ und mehr Selbstständigkeit. Verkehrssicherheitsberaterinnen der Polizei unterstützten diese Aktion.
An strategisch wichtigen Stellen rund um die St.-Clemens-Straße verteilt, begrüßten die Drittklässler der Grundschule Kapellen mittags die Eltern. Zum „Hallo!“ gab es ein Flugblatt. Darauf warben die Kinder um mehr Eigenständigkeit und weniger Elterntaxis.
„Liebe Eltern! Ihr helft uns, stark zu werden, wenn ihr uns mehr Eigenverantwortung lasst!“, war beispielsweise darauf notiert. „Die Flugblätter sind alle handschriftlich verfasst“, bemerkte Klassenlehrerin Christiane Sullivan stolz über die 76 Exemplare. Sie alle wurden von den Kindern aus der Klasse 3b verteilt. Außerdem hatten die Schüler sechs Plakate gestaltet, die mit Texten wie „Ab hier kann ich alleine!“ oder „Bitte lasst eure Autos weg!“ ebenfalls für die autofreie Zone unmittelbar vorm Schultor und gegen den Überaktionismus sogenannter Helikopter-Eltern warben. „Ich komme immer mit meiner Freundin Klara und auf dem Roller zur Schule“, erklärte Henriette (8). Ebenso wie Klassenkamerad Jerrit (8), der mit seinem Kumpel Simon den Weg absolviert, hat sie „zuerst mit Mama geübt – und jetzt kann ich das alleine“.
Das Plädoyer gegen quasi bis ins Klassenzimmer vorfahrende Erziehungsberechtigte hat seine Gründe, wie Christiane Sullivan ausführt: Zur ersten Schulstunde sowie zu Schulschluss sei oft „echtes Chaos“ vor der Tür, durch den Pulk von falsch sowie kreuz und quer stehenden Autos. „Da kommen die Kinder kaum mehr durch“, schildert die Lehrerin. Ebenso erschreckend sei, wie manche Mütter oder Väter bis zum Schuleingang vorfahren „und die Kinder dann auf der Straßenseite aussteigen lassen“, schildert Sullivan oft gemachte Beobachtungen. „Unsere Vorstellung ist, die St.-Clemens-Straße würde gar nicht von an - und abfahrenden Elterntaxis genutzt“, formulierte die Klassenlehrerin das Ziel der Aktion.
„Kinder müssen Dinge selber machen, sonst können sie sie nicht lernen“, pflichtete ihr Martina Vomberg bei. Zusammen mit ihrer Kollegin Kerstin Ende ist die Polizeibeamtin als Verkehrssicherheitsberaterin unter anderem an der Grundschule Kapellen tätig. Grundsätzlich gilt, dass das, was die Beamtinnen mit den Kindern an Sicherheitsübungen rund ums Radfahren oder dem Weg zur Schule trainieren, mit den Eltern privat weiter geübt wird. Erziehungsberechtigte, die meinen, Kinder-Chauffeur sein zu müssen, versucht sie im Gespräch zu überzeugen.
Von der Aktion zur „Sicherheit vor Schulen“ erhofft sich Martina Vomberg ein „Wach werden“ bei den Eltern, „das ist lebenswichtig“. Gingen mehr i-Dötzchen zu Fuß zur Schule oder absolvierten diesen Weg mit Roller oder Fahrrad, gäbe es weniger Fahrzeuge vor der Schule – was für mehr Sicherheit für alle bedeute.