Grevenbroich Grüne wollen Kraftwerk Frimmersdorf abreißen

Grevenbroich · Wenn es nach den Grünen geht, hat das Kraftwerk Frimmersdorf keine Zukunft mehr. Bei einem Ortstermin soll der Abriss erörtert werden.

 Nur noch zwei der einst 14 Kraftwerksblöcke produzieren Strom, doch die Versorgungsinfrastruktur für sie verläuft durch die gesamte Anlage.

Nur noch zwei der einst 14 Kraftwerksblöcke produzieren Strom, doch die Versorgungsinfrastruktur für sie verläuft durch die gesamte Anlage.

Foto: Reuter

Seit über 50 Jahren prägen die 600 Meter lange Maschinenhalle, die hohen Schornsteine und Kühltürme das Umfeld von Frimmersdorf. Die gewaltige Industriekulisse soll bald der Vergangenheit angehören — dafür macht sich jedenfalls die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen stark. Sie beantragte für den Planungs- und Umweltausschuss einen Ortstermin — und fand die Zustimmung der Ratsmehrheit. Ihr Ziel: Im Kraftwerk sollen "die Möglichkeiten des Rückbaus des Braunkohlekraftwerkes und einer umweltfreundlichen Nutzung des Geländes" erörtert werden.

Damit will Fraktionschef Dirk Gawlinski die Konsequenz aus der Abschaltung der zwölf 150-Megawatt-Blöcke im Werk bis Ende 2012 ziehen. Nur vergleichsweise kleine Dampfschwaden steigen über dem Kraftwerk auf, lediglich die 300-Megawatt-Blöcke "Paula" und "Quelle" sind noch am Netz. "Die jetzige Kraftwerksleistung ist auf ein Viertel der ursprünglichen Leistung reduziert worden. Daher werden größte Teile des Kraftwerks nicht mehr benötigt", so Gawlinski. Trotz des "Aus" für die Alt-Blöcke habe RWE Power "zusätzliche Stromerzeugungskapazitäten" aufgebaut. Aus Sicht der Grünen könnte der Konzern "das gesamte Kraftwerk zurückbauen und hätte immer noch mehr Kapazitäten" als vor der Kraftwerkserneuerung. "Eine Kohlendioxid-Reduzierung aus Klimaschutzgründen fand bisher nicht statt."

Der Grünen-Politiker sieht im Teil- oder Komplett-Abriss Vorteile für Frimmersdorf, Gustorf und Neuenhausen: "Das Ortsbild wäre sichtbar verbessert, die Schadstoffemissionen wären reduziert. Häuser und Grundstücke würden wieder an Wert gewinnen." Bei dem geplanten Treffen vor Ort erwartet Gawlinski zudem Informationen "eines aussageberechtigten Vertreters von RWE". Er will wissen, "was der Konzern dort für die Zukunft vorhat".

Seit langem fordern Lokalpolitiker, dass der Konzern Auskunft zur geplanten Nutzung am Standort gibt. Das Areal war eine Zeit lang für ein Testkraftwerk und 2012 kurzzeitig als Standort für den Strom-Konverter im Gespräch.

Die Argumentation der Grünen lässt Manfred Lang, Sprecher von RWE Power, so nicht stehen: "Im Zuge des Baus der BoA-Blöcke in Neurath haben wir, wie in der Genehmigung vorgesehen, alle 150 Megawatt-Blöcke im Revier stillgelegt. Jeder der BoA-Blöcke stößt drei Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr weniger aus als Kraftwerke vergleichbarer Leistung", sagt Lang.

Und wie sieht die Zukunft für das Gelände aus? "Dort wird noch für eine geraume Zeit in den 300 MW-Blöcken Strom produziert. Der Standort trägt zur Versorgungssicherheit bei", sagt Lang. "Da die gesamten Blöcke bei der Versorgungsinfrastruktur — etwa bei Kohle- und Aschebändern — zusammenhängen, sind sie nicht ohne weiteres voneinander zu trennen. Deswegen wird es mit dem Rückbau und der Entsorgung der 150 Megawatt-Blöcke noch eine Weile dauern."

(NGZ/ac/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort