Grevenbroich Grüne: Neue Technik für altes Kraftwerk

Grevenbroich · Die Grünen sehen die Digitalisierung der Energiewende als Chance - nicht nur für die Stadt, sondern auch für RWE.

 Das Kraftwerk in Frimmersdorf ist ein Auslaufmodell. Die Frage ist: Was kommt nach der Braunkohle? Für Grevenbroich ist das eine Schicksalsfrage.

Das Kraftwerk in Frimmersdorf ist ein Auslaufmodell. Die Frage ist: Was kommt nach der Braunkohle? Für Grevenbroich ist das eine Schicksalsfrage.

Foto: Lothar Berns

Die Grünen wollen RWE Beine machen. In Bezug auf den Strukturwandel, weil die Zeit "nach der Braunkohle" ja bekanntlich nur eine Zeitfrage ist. Profitieren, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion Oliver Krischer im Einklang mit Ratsherr Dieter Dorok und Ortsverbandsprecher Peter Gehrmann, könne dieser im rheinschen Revier vor allem durch die Digitalisierung der Energiewende. Im Wilhelm-Laux-Haus in Laach berichtete der Abgeordnete aus Berlin am Freitagabend nicht nur über den Stand des entsprechenden Gesetzgebungsverfahrens, sondern auch darüber, was eigentlich dahinter steckt.

"Intelligente Zähler, Messsysteme und Netze, bei denen Verbraucherdaten online erfasst werden, sind ein wichtiger Baustein für die Energiewende", sagt Krischer. Sie machten Verbrauchswerte transparent und könnten somit einerseits Stromabnehmern Anreize zum Energiesparen setzen. Stromversorgern ermöglichten sie, mittels Fernsteuerung für eine Erhöhung der Systemstabilität zu sorgen.

"In den USA nehmen schon heute zum Beispiel große Supermarktketten ihre Kühlhäuser oder Unternehmen ihre Rechenzentren gegen eine Kapazitätsprämie temporär vom Netz, wenn der Strom knapp ist", sagt Peter Gehrmann. "Für die Ablösung von Kernkraft und fossilen Energieträgern ist die Digitalisierung der Energiewende ein unverzichtbarer Baustein.

Ziel ist es, den Grundlastanteil in der Stromversorgung zu reduzieren und so dessen Abdeckung über Speichertechnologien zu ermöglichen - das ist keine ,grüne' Idee, sondern eine Notwendigkeit, die wir in Grevenbroich pushen wollen."

Energieversorger und Dienstleister, da sind sich die Grünen sicher, werden nach Klärung der gesetzlichen Grundlagen massiv in diesen Bereich investieren und Arbeitsplätze schaffen. "Das entsprechende Gesetz ist eingebracht, die große Koalition will es noch vor den Sommerferien verabschieden", sagt Krischer. "Das bedeutet dann, dass zunächst Unternehmen ab einem Verbrauch von 6000 Kilowattstunden entsprechende Zähler bekommen und Daten liefern. Diesbezüglich gibt es zwar noch ungelöste Fragen in Bezug auf Datenschutz und technische Details, die Marschrichtung allerdings ist klar - ich sehe darin eine große Chance für alle Seiten."

Die Grünen im Land und in Grevenbroich fordern RWE nun auf, die Investitionen für die neue Technik unter anderem am alten Kraftwerksstandort in Frimmersdorf zu bündeln. "Die Finanzierung könnte aus dem Kraftwerkerneuerungsprogramm von 1994 erfolgen", sagt Dieter Dorok. Denn: Zwischen der Landesregierung und RWE wurde im Zusammenhang mit der Garz-weiler-II-Genehmigung vereinbart, dass RWE zehn Milliarden Euro in die Kraftwerke im Revier investiert. "Drei Milliarden werden aktuell noch für eine vierte BoA zurückgehalten. Diese Geldmittel wären für das Revier besser in Investitionen im Rahmen der Energiewende aufgehoben", sagt der Ratsherr.

Der Energiekonzern, fordern die Grünen, müsse aus seiner alten Verpflichtung entlassen werden. Als Gegenleistung soll das Geld in andere Projekte fließen - wie zum Beispiel die Digitalisierung der Energiewende und entsprechende Arbeitsplätze. "Das", sagt Peter Gehrmann, "sollte nämlich in den Kommunen geschehen, die auch die Lasten der Braunkohle zu tragen haben."

(NGZ)
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