Grevenbroich Grüne: Flüchtlinge können Fachkräftemangel mildern

Grevenbroich · Sie ist Diplom-Sozialpädagogin und Diplom-Sozialwirtin, hat zehn Jahre lang als Flüchtlingsberaterin für Sozial- und Verfahrensfragen beim Katholischen Verein für soziale Dienste in der Region Viersen gearbeitet und war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Arbeitsmarkt und Qualitätsmanagement an der Hochschule Niederrhein. Kurz: Martina Maaßen kennt sich aus, wenn es um das Thema "Flüchtlinge und Arbeitsmarktintegration" geht.

 Stadtverbandssprecher Peter Gehrmann mit Martina Maaßen.

Stadtverbandssprecher Peter Gehrmann mit Martina Maaßen.

Foto: l. berns

In dieser Woche war die "grüne" Landtagsabgeordnete, die Sprecherin im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie Mitglied im Petitionsausschuss ist, auf Einladung des Kreis- und Ortsverbands der Grünen zu Gast in Grevenbroich, um über Aufgaben und Chancen zu sprechen, die mit Integration verbunden sind. Unter der Fragestellung: "Wie kann die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gelingen?", ging es unter anderem um die Aspekte Bildung von Integrationsketten, Vernetzung von Institutionen und Akteuren, Entwicklung von Förderinstrumenten und den Abbau bürokratischer Hürden.

"Es kursieren die unterschiedlichsten Zahlen", sagt Maaßen. "Integrationskosten von fünf, zehn oder 20 Milliarden Euro werden genannt, je nach Berechnungsart." Aus dem Blickwinkel der schwarzen Null werde ein "Verschuldungsszenario" aufgebaut. "Dass dieses Geld aber im Wirtschaftskreislauf bleibt und nicht verpufft, gewissermaßen ein Konjunkturprogramm ist, wird nur teilweise gesehen."

Es entständen auch Jobs, betont die Landespolitikerin: unmittelbar im Zusammenhang mit der Flüchtlingsarbeit, zum Beispiel in der Verwaltung, für Integrationskurs-Lehrer und Sicherheitsdienste, und mittelbar, etwa im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung. Denn: Mehr Menschen benötigen auch mehr Infrastruktur. Die aktuelle Flüchtlingspolitik - aus Sicht von Martina Maaßen ist sie in sich widersprüchlich. Einerseits, sagt sie, werde Integration gefordert, andererseits sehr vielen Flüchtlingen der Zugang zu Integrationsangeboten versagt.

Dabei böten Flüchtlinge ein großes Potenzial, den Fachkräftemangel deutlich abzumildern. "Auch wenn sehr viele nach deutschen Standards als ungelernt gelten, heißt das nicht, dass die Menschen, die hierherkommen nichts gelernt haben", sagt die Arbeitsmarktexpertin. Lösungsansätze sieht sie unter anderem in der Abschaffung von Arbeitsverbot und Vorrangprüfung: "Wir müssen einen sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Und wir müssen Rechtssicherheit herstellen."

(juha)
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