Grevenbroich/Mönchengladbach Grevenbroicher wegen Bankraub vor Gericht

Grevenbroich/Mönchengladbach · Vor dem Landgericht Mönchengladbach hat der Prozess gegen einen Bankräuber aus Grevenbroich begonnen. Der falsche Honorarkonsul gestand am Montag, ein echter Bankräuber zu sein. Er will sich an die Tat nicht erinnern können.

 Ein 47 Jahre alter Grevenbroicher soll im Juni die Commerzbank überfallen haben.

Ein 47 Jahre alter Grevenbroicher soll im Juni die Commerzbank überfallen haben.

Foto: Pesch, Marc

Mit einer geständnisähnlichen Aussage hat Montag der Prozess um den Überfall auf die Commerzbank-Filiale begonnen. Der angeklagte Jean-Claude M. räumte ein, am Tattag vor dem Geldinstitut gewesen zu sein. Er habe das Haus dann auch betreten. An die eigentliche Tat will er jedoch keine Erinnerung mehr haben. Mehr als eine Stunde lang bekam der als "Honorarkonsul von Burundi" bekanntgewordene Grevenbroicher am Landgericht Mönchengladbach Gelegenheit, sich zu seinem Lebenslauf und zur mutmaßlichen Tat Ende Juni zu äußern. Der 47-Jährige las aus einem Brief vor, den er auch schon dem vom Gericht beauftragten psychiatrischen Sachverständigen geschrieben hatte.

M. schilderte sein von politischen Unruhen begleitetes Aufwachsen in Afrika, den frühen Tod seiner Mutter, Verhaftungen seines Vaters und die Tatsache, dass er sich jahrelang um seine sieben Geschwister kümmern musste. Trotz der Probleme war es M. gelungen, einen herausragenden Schulabschluss abzulegen, Abitur zu machen und Betriebswirtschaft zu studieren. "Ich war jahrelang der beste Schüler des Landes", gab der 47-Jährige zu Protokoll, der 1991 schließlich dank eines Stipendiums nach Deutschland gekommen war. Hier lernte er auch seine spätere Frau kennen; die Familie hat heute drei Kinder.

Jahrelang sei es der Familie gut gegangen, er selbst habe gut bezahlte Jobs gehabt. "Dann jedoch habe ich Geld veruntreut, um meiner Familie in der Heimat zu helfen." Die Folge: Mehrfach wurde M. verurteilt, letztlich landete er für elf Monate im Gefängnis. Geldnot war wohl auch das Motiv für den Banküberfall im Juni. Er und seine Familie hätten unbedingt nach Burundi reisen wollen, um dort seinen Bruder von einem Rachefeldzug abzuhalten, so der 47-Jährige. "Stundenlang stand ich vor der Bank", sagte M. gestern vor Gericht: "Der eine Teil von mir sagte: Geh rein! Der andere Teil meinte: Geh nicht!" Letztlich habe er die Bank betreten — an das weitere Geschehen dort will er sich nicht erinnern können.

"Er hat die Angestellten mit einer Pistole bedroht und gesagt: ,Das ist kein Spaß. Keine Polizei, sonst muss ich Sie alle erschießen'", so Staatsanwalt Klaus-Dieter Litzenburger. Letztlich hätten die Angestellten ihm 15 000 Euro ausgehändigt. Der Angeklagte selbst wollte trotz fehlender Erinnerung nicht ausschließen, dass die Tat so abgelaufen ist. Beim Personal der Bank entschuldigte er sich. "Mein Körper, nicht mein Geist hat gehandelt. Ich war nicht Herr meiner Sinne."

Ob das tatsächlich so war und ob der 47-Jährige möglicherweise zum Tatzeitpunkt sogar nur vermindert schuldfähig war, wird der Prozess zeigen. Der Gutachter soll am 18. Dezember befragt werden. Sollte er keine verminderte Schuldfähigkeit feststellen, muss M. mit mindestens fünf Jahren Haft rechnen.

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