Grevenbroich Grevenbroicher Schüler ein „U-Bahn-Schubser“?

Grevenbroich · Ein Berufsschüler aus Grevenbroich muss sich vor dem Kölner Landgericht verantworten. Dem 22-Jährigen wird vorgeworfen, im Juli 2012 einen jungen Kölner im U-Bahnhof "Hansaring" in der Kölner Innenstadt vor eine Bahn gestoßen und lebensgefährlich verletzt zu haben. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung.

Zum Prozessauftakt legte der Angeklagte Donnerstag ein Teilgeständnis ab. "Ich war an der Schlägerei beteiligt", räumte der bislang nicht vorbestrafte Schüler ein: "Auf die Gleise gestoßen habe ich das Opfer aber nicht." Die Tat hatte sich nach einem Disko-Besuch ereignet. Der Angeklagte war mit Freunden in einem Kölner Nachtclub, auf dem Bahnsteig war die Gruppe aus Grevenbroich und Bedburg dann mit einer anderen Gruppe in Streit geraten.

"Ich habe gespuckt, getreten und geschlagen", gab der 22-Jährige zu — an mehr wollte er sich nicht erinnern können. Während Freunde von ihm sich wenige Stunden nach der Tat der Polizei gestellt hatten, wurde der junge Mann zu Hause von der Kölner Kripo verhaftet. "Ich hätte mich auch stellen sollen", meinte der gebürtige Spanier: "Aber an dem Tag war das EM-Endspiel zwischen Spanien und Italien. Da war ich bei Bekannten zum Grillen eingeladen."

Tags darauf habe dann die Polizei vor der Tür gestanden. Mit Hilfe von Zeugen und acht weiteren Verhandlungstagen will das Schwurgericht unter Vorsitz des Grevenbroicher Richters Dirk Eßer nun klären, was sich in der Tatnacht ereignet hat. "Es gibt Zeugen, die den Angeklagten belasten", sagt Anwalt Christian Kazempour. Er vertritt das Opfer als Nebenkläger. Sein Mandant kann sich an nichts erinnern — und den Angeklagten auch nicht identifizieren.

Wochenlang im Koma

"Er lag wochenlang im Koma und war sehr schwer verletzt." Unter anderem hatte der junge Kölner etliche Brüche und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Prüfen will das Gericht auch, welche Rolle Alkohol in der Tatnacht gespielt hat. Der Berufsschüler erklärte dazu gestern, er habe vor der Fahrt nach Köln gemeinsam mit einem "Kumpel" eine halbe Flasche Wodka und in der Disco weitere Schnäpse getrunken. Außerdem will er am Tattag Anti-Depressiva genommen haben. Jetzt drohen ihm bis zu 15 Jahre Gefängnis.

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