Südstädter fährt 75 Jahre alten US-Geländewagen Mit 75 Jahre altem US-Truck Traum erfüllt

Südstadt · Einen besonderen Oldtimer steuert Markus Capelle aus der Südstadt – einen US-Militär-Lkw aus dem Zweiten Weltkrieg.

US-Militär-Lkw aus Grevenbroich
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Grevenbroicher zeigt seinen US-Militär-Lkw

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Foto: Dieter Staniek

Kinder winken vom Straßenrand, ältere Spaziergänger blicken sich um. Die Aufmerksamkeit ist Marcus Capelle und seinem Dodge sicher, wenn er durch Grevenbroich fährt. Der Südstädter ist seit kurzem Besitzer eines 75 Jahre alten Militär-Lastwagens, der im Zweiten Weltkrieg in Europa Dienst tat. Mit dem urigen Boliden fährt Capelle unter anderem zu Befreiungsfeiern in den Niederlanden und Belgien, wo Kriegsereignisse des Zweiten Weltkriegs nachgestellt werden. Anlässlich der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie (6. Juni) ist er jetzt nach Frankreich unterwegs.

Markus Capelle betätigt den Anlasser, der Sechs-Zylinder-Motor meldet sich donnernd – von Altersmüdigkeit keine Spur. Capelle ist begeistert von der Technik – ohne Bremskraftverstärker, Servolenkung und synchronisiertes Getriebe. „Den Wagen zu fahren ist Arbeit“, sagt Capelle, als er vor einer Kreuzung kräftig auf die Bremse tritt. Bei Sonne lässt sich die Plane für ein besonderes Cabrio-Fahrerlebnis abnehmen, Türen fehlen. Der Benzin-Verbrauch allerdings reißt Löcher in die Reisekasse: etwa 22 bis 25 Liter.

Ursprünglich hat die Familie bei der Nachstellung historischer Ereignisse (Reenactment) aus dem Mittelalter mitgemacht, Capelle schlüpfte unter anderem in die Rolle eines Herolds. Später verlegten er und sein Sohn sich beim Reenactment auf ein jüngeres Kapitel der Geschichte, den Zweiten Weltkrieg. „In den Niederlanden und in Belgien gibt es in vielen Dörfern Befreiungsfeiern, bei denen Gefechte nachgestellt werden.“

Franzosen, Niederländer, Belgier, Briten und andere würden daran teilnehmen, allerdings nur wenige Deutsche. „Der Zweite Weltkrieg ist ein Stück europäischer Geschichte, die Ereignisse stellen wir nicht aus politischen Gründen nach, sondern um zu zeigen: ,So ist es gewesen’. Und es ist toll, abends mit Menschen aus vielen Ländern zu feiern – da ist es egal, welche Uniform man trägt“, erklärt Capelle, der in zwei Rollen schlüpft: als Militärfahrer und als Feldchirurg, der an einem 81 Jahre alten Operationstisch „Verletzte“ rettet. Ein Gewehr nehme er nicht in die Hand.

Der Dodge, Mannschafts- und Waffentransporter der US-Army mit zehn Sitzplätzen und dem Spitznamen „Beep“, war ein Traum von Capelle. „Wir fanden ihn in Belgien – im Originalzustand.“ Der Oldie, der nach zwei Jahren Militärdienst zivil genutzt wurde, ist gut in Schuss.

Der Dodge war zuerst in Sizilien im Einsatz, später, nach dem D-Day, kam er in die Normandie. Eine Besonderheit: Das weiß-gelbe US-Sternsymbol auf der Motorhaube „hätte sich bei einem Giftgas-Angriff rot verfärbt – es war ein Warnsignal“. Die 700 Kilometer lange Reise in die Normandie legt der Dodge WC auf einem Anhänger zurück. „Bei Tempo 60 würde die Fahrt zu lange dauern.“ Für den Oldie bedeutet das eine Rückkehr zum früheren Einsatzort.

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