Großer Andrang im Montanushof Langes Anstehen für Kino-Sitze aus dem Grefi

Grevenbroich · Das Grevenbroicher Grefi-Kino hat seine alten Kinosessel verschenkt, die durch neue ersetzt werden sollen. Der Andrang von mit Akkuschraubern und Taschenlampen ausgerüsteten Kino-Fans war groß.

 Haben gleich vier der begehrten Kino-Sessel ergattert: Andreas Kluth (vorne) und Bettina Kuck. Abschrauben mussten sie die Sitze selber.

Haben gleich vier der begehrten Kino-Sessel ergattert: Andreas Kluth (vorne) und Bettina Kuck. Abschrauben mussten sie die Sitze selber.

Foto: Dieter Staniek

Das Licht in Kinosaal 1 ist an, die Leinwand dunkel, und Menschen sprechen durcheinander. Man könnte meinen, es ist die gewöhnliche Unruhe nach einer Filmvorstellung – wären da nicht die Geräusche mehrerer Akkuschrauber und die immer größer werdenden Lücken, die in den Sitzreihen klaffen. Nein, ein normaler Tag ist das nicht im Grevenbroicher Grefi-Kino. Zwecks Renovierung werden die alten Sessel verschenkt. So schrauben Films-Fans an verschiedenen Ecken des Saales die dunkelblauen, gepolsterten Stühle ab.

Mittendrin steht Christian Paris, Techniker im Grefi. Er beobachtet, ob sich alle an die Abstandsregeln halten und gibt Tipps zum Abmontieren. Schon gegen 12 Uhr seien die ersten da gewesen, um 14 Uhr hat sich vor dem Eingang auf der ersten Etage des Einkaufszentrums Montanushof bereits eine lange Schlange gebildet.

Sie sind also begehrt, die Sessel, auf denen es sich Besucher rund 15 Jahre lang mit Popcorn und Nachos bequem gemacht haben. Auch Bettina Kuck und Andreas Kluth gehen regelmäßig ins Grefi. Besonders gerne erinnert sich Bettina Kuck daran, wie sie Ende der 1980er Jahre mit einer Freundin den Zeichentrickfilm „Bernhard und Bianca“ in dem Kino geschaut hat – mit ihren damals 27 Jahren gehörte sie zwar nicht mehr direkt zur Zielgruppe. „Aber ich kannte den Film noch von früher, und bis heute bleibt mir dieser Kinobesuch im Gedächtnis.“

Für Grefi-Chef Jochen Kuhnert sind Erinnerungen wie diese ein guter Grund, die Sessel nicht einfach zu verschrotten. „Für manche Menschen sind sie ein Stück Geschichte“, sagt er. Ein weiterer guter Grund: Nachhaltigkeit. „Die Sitze sind technisch einwandfrei, nur die Bezüge müssen erneuert werden.“ Jeder mit ein bisschen handwerklichem Geschick könne etwas daraus machen.

Für Kuhnert ist es höchste Zeit, dass der Betrieb wieder losgeht, seit drei Monaten ist das Kino geschlossen. Am 2. Juli soll es soweit sein, und zwar mit mehr erlaubten Besuchern als gedacht. Denn bis vor wenigen Tagen hatte noch eine enorme Einschränkung wegen des Mindestabstands gegolten. „Die ist jetzt aufgehoben und es dürfen wieder bis zu 100 Personen in den Saal“, so Kuhnert. Welche Filme dann gezeigt werden, ist allerdings fraglich, aufwendige Produktionen werden immer wieder verschoben. Vielleicht eine Chance für Filme, die es sonst nicht auf die große Leinwand geschafft hätten.

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