Grevenbroich Grevenbroicher Firmen suchen Nachwuchs

Grevenbroich · In vielen Unternehmen werden die Weichen für das Ausbildungsjahr 2014 gestellt. Selten gefragt sind Handwerksberufe wie Metzger.

Grevenbroich: Grevenbroicher Firmen suchen Nachwuchs
Foto: L. Berns

Wenn Metzgermeister Willi Schillings an das Ausbildungsjahr 2014 denkt, dann weiß er, dass es schwer wird. "Ich suche einen Lehrling. Doch Metzger oder Fleischereifachverkäuferin sind keine Berufe, die bei jungen Leuten gefragt sind", sagt der 53-Jährige aus Kapellen. Dabei würden beide Tätigkeiten vielfältig sein und nicht nur aus Schlachten oder Verkaufen bestehen. Willi Schillings sucht nicht nur Einser-Kandidaten, bietet Hilfe bei Problemen: "Und wenn's mal in der Berufsschule nicht klappt, setzen wir uns auch zusammen hin", sagt der Chef von zwei Metzgerei-Betrieben.

Die Lehrverträge für 2013 sind gerade unterschrieben worden, da bereiten Grevenbroicher Unternehmen bereits das kommende Ausbildungsjahr vor. "In manchen Branchen wird es schwierig, ausreichend Nachwuchs zu finden, etwa im Handwerk oder in der Gastronomie", so Karin Schliffke, Sprecherin der Agentur für Arbeit Mönchengladbach; dazu gehört auch der Rhein-Kreis Neuss. Auch wenn die Zahl der Bewerber und der freien Ausbildungsplätze in etwa gleich seien: Oft würden die Angebote nicht zu den Bewerbern passen.

Am Grevenbroicher Standort von "Hydro Aluminium Deutschland" kümmert sich Manfred Geißen um die künftigen Lehrlinge. Sie werden nach seiner Einschätzung bald rar gesät sein: "In spätestens fünf Jahren werden wir den Fachkräftemangel spüren", ist Geißen überzeugt. Zurzeit sehe es noch recht gut aus: "Auf rund 25 Ausbildungsplätze im Jahr erhalten wir 280 Bewerbungen." In diesem Jahr setzt das Unternehmen erstmals auf einen Online-Einstellungstest; Ergebnisse kennt Geißen noch nicht. Seine Erfahrung: "Bei der Qualität der Bewerber muss man manchmal Zugeständnisse machen. Und der Bewerber mit dem Einser-Zeugnis ist nicht immer die optimale Wahl."

Die Fragen: "Wie finden wir unseren Nachwuchs?" hat die Firma "Gottschall & Sohn" für sich beantwortet: "Werbung machen", meint Dirk König, verantwortlich für die Azubis. Ob beim Berufsinfotag oder bei Unterrichtsbesuchen, die zum Projekt "Wirtschaft pro Schule" gehören: "Wir sind aktiv und versuchen, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und ihnen Lehrberufe wie Lagerlogistiker oder Groß- und Außenhandelskaufleute vorzustellen." Für den Nachwuchs gibt es eine eigene Homepage, ein Firmenwagen wirbt mit einem lila Monster, dem "Ausbildungswesen", um Aufmerksamkeit. König hat einen leichten Rückgang bei den Bewerbungen bemerkt: "Vor drei Jahren kamen noch 80 Bewerbungen, jetzt sind es zwischen 60 und 70." Mindestens zehn Jugendliche — in diesem Jahr sogar 16 — können bei "Gottschall und Sohn" ihren Berufsweg starten.

"Kontakte zwischen Jugendlichen und Firmen werden immer wichtiger", weiß auch Carina Lucas, Wirtschaftsförderin bei der Stadt. 20 Grevenbroicher Unternehmen — vom Metzgermeister über das Seniorenzentrum bis hin zum international tätigen Betrieb — gehören zu "Wirtschaft pro Schule", sechs sind in der kreisweiten Initiative "Check-In" eingebunden.

(NGZ)
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