Miniatur-Rennstrecke in Kapellen Tüftler optimieren die XXL-Carrerabahn

Kapellen · In einem Kapellener Hobbykeller schrauben Bernd Herbst und seine Mitstreiter an Metall-Rennautos im Maßstab 1:18. Die Technik ist ausgereift, die Fahrer legen 25 Meter in sechs Sekunden zurück. Demnächst steht ein Wettkampf an.

 Bernd Herbst an der Kapellener „Rennstrecke“. Die Autos optimiert er mit Tüftler-Freunden selbst. Sie sind aus Metall und daher deutlich schweer als klassische Carrerabahn-Autos aus Kunststoff.

Bernd Herbst an der Kapellener „Rennstrecke“. Die Autos optimiert er mit Tüftler-Freunden selbst. Sie sind aus Metall und daher deutlich schweer als klassische Carrerabahn-Autos aus Kunststoff.

Foto: Christian Kandzorra

Als Bernd Herbst vor vier Jahren anfing, Modellautos aus Metall im Maßstab 1:18 für eine große Modell-Rennstrecke umzubauen, waren viele skeptisch. „Das kann doch nicht funktionieren“, hatte es oft geheißen. Doch der 72-Jährige konnte inzwischen beweisen: Es funktioniert sehr wohl. Und das trotz des hohen Gewichts von bis zu 1300 Gramm pro Rennauto. „Die größte Herausforderung besteht darin, die Masse in Gang zu setzen“, sagt Bernd Herbst. Zum Vergleich: „Normale“ Rennautos für Carrerabahnen wiegen meist um die 200 Gramm. Die schweren Modelle liegen allerdings mindestens genauso gut auf der Bahn.

Herbst schlüpfte in Bezug auf die großen Autos und die 25,5 Meter lange Rennstrecke, die er in einer Art „Hobbyraum“ an der Friedrichstraße 55 in Kapellen selbst gebaut hat, in die Rolle eines Pioniers. Inzwischen berichtet er von einer „serienreifen Konstruktion“: 40 Autos stehen bereit, allesamt mit viel Liebe zum Detail gestaltet und technisch so ausgeklügelt umgerüstet, dass Herbst und seine Mitstreiter zurzeit an der Sechs-Sekunden-Marke für die komplette Umrundung kratzen. „Wir wollen eine Fünf vorne stehen haben“, formuliert er das ehrgeizige Ziel.

Für die regelmäßigen Treffen an der Bahn (freitags und samstags tagsüber) sucht er weitere Mitstreiter: Derzeit tüftelt er gemeinsam mit Matthias Steinbrink und dessen Sohn an neuen Autos oder – besser gesagt – an der Optimierung der Flitzer. „Die Bahn eignet sich aber auch für kleinere Maßstäbe“, erzählt Bernd Herbst. „Grundsätzlich ist jeder willkommen, der eine Affinität zur Technik hat.“

Diese Affinität hat Herbst, der die Bahn ursprünglich gemeinsam mit einem anderen Rennauto-Tüftler aufgebaut hat, unter Beweis gestellt: Der Ruheständler hatte früher mehrere technische Unternehmen geleitet und kennt sich entsprechend gut aus. Sein Spitzname in der Szene: „Heavy“. An der Rennstrecke verfügt der 72-Jährige mittlerweile über jede Menge Werkzeug, darunter eine Drehbank. „Grundlage für die Rennautos sind Modelle im Maßstab 1:18. Die werden komplett auseinandergenommen, damit sie fit gemacht werden können für die Bahn“, sagt Herbst.

Bis zu vier Motoren könne er in ein Auto einbauen. „Mehr geht eigentlich gar nicht.“ Außerdem werden die Flitzer mit selbst hergestellten Reifen ausgestattet, damit sie besser aus der Rennstrecke liegen. „Das Innenleben der Autos versuche ich immer so gut es geht zu erhalten.“ So sollen die Autos weiterhin authentisch aussehen.

Die Leidenschaft fürs Tüfteln an den flotten Rennautos möchte Herbst auch anderen schmackhaft machen: Er lädt für den 20. Oktober zu einem Event an die Friedrichstraße: Unter dem Motto „Plastik gegen Metall“ steht dort ein Wettkampf, den er gemeinsam mit anderen Rennauto-Enthusiasten austragen will. Und zwar in Autos im Maßstab 1:24. Skeptiker sehen keine großen Chancen für Herbst, weil seine Metall-Autos eben schwerer sind als die aus Plastik. „Ich sehe das natürlich anders“, erzählt Herbst mit einem Schmunzeln. „Ich möchte das schon gewinnen. Schließlich kann ich den Heimvorteil ausnutzen.“ Der Tüftler sieht das Event auch als eine Art „Tag der offenen Tür“, bei dem er über den Bau der Rennautos und der Strecke informieren und weitere Mitstreiter gewinnen will.

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