Willy Hengstermann-Werkschau in Grevenbroich Ein Lebenswerk in 50 Ausstellungsstücken

Grevenbroich · Der Künstler Willy Hengstermann ist 2015 gestorben. Sein Sohn zeigt in einer Werkschau ab 16. Juni seine schönsten Bilder. Dafür muss er seine 50 Lieblinge aus über 2000 auswählen.

 Berthold Hengstermann vor einem Plakat zur Werkschau im Museum Villa Erckens für seinen Vater Willy Hengstermann.

Berthold Hengstermann vor einem Plakat zur Werkschau im Museum Villa Erckens für seinen Vater Willy Hengstermann.

Foto: RP/Marc Latsch

Einen Nachlass zu verwalten ist kompliziert. Überall finden sich Erbstücke, deren Zweck sich nicht gleich erschließt. Die aber zu schade sind, um sie wegzuwerfen. Noch größer ist die Herausforderung, wenn der Vater Künstler war und der Nachwelt über 2000 Werke hinterlassen hat. So wie bei Berthold Hengstermann.

„Schon zu Lebzeiten meines Vaters hatten wir eine Werkschau geplant“, sagt er. Dazu kam es nicht mehr. Sein Vater Willy Hengstermann starb im Jahr 2015. „Vorher habe ich ihm versprochen: Ich mache noch einmal eine Ausstellung für dich“, sagt der Sohn. Er hielt sein Versprechen. Ab 16. Juni findet die „Werkschau Willy Hengstermann“ im Museum Villa Erckens statt.

Die Liebe zur Kunst hat Berthold Hengstermann von seinem Vater geerbt. Der Grafikdesigner ist stellvertrender Vorsitzender des Kunstverein Grevenbroich. Dort fand die Idee einer Werkschau reges Interesse. „Viele kennen mein Vater noch gut von früher“, sagt Hengstermann. Mit dem ebenfalls verstorbenen Kunstverein-Mitglied Anne Behrens verband ihn zudem eine langjährige Freundschaft.

Von der Idee bis zur Ausführung war es noch ein langer Weg. Seit dem Tod seiner Mutter im November 2018 lagern die Bilder seines Vaters bei Hengstermann zuhause. Nur 50 von über 2000 schaffen es am Ende in die Werkschau. „Es ist unglaublich schwer die richtigen Bilder auszuwählen“, sagt Hengstermann. Mittlerweile hat er eine Vorauswahl von 70 getroffen.

Willy Hengstermann war ein vielseitiger Künstler. Als junger Mann studierte er von 1954 bis 1957 an der Werkkunstschule Düsseldorf. Er malte Köpfe, Landschaften, Akte. Er malte alles. Und das pausenlos. Seine große Leidenschaft galt der religiösen Kunst. „Für ein Mosaik hat er mal wochenlang den Tisch bei uns zuhause blockiert“, erinnert sich der Sohn. „Wir fanden das toll.“ Sie halfen mit und naschten heimlich die klebrige Mischung, mit der der Vater die Mosaike festklebte.

Kirchenkünstler war sein Traumberuf. Im echten Leben hatte Willy Hengstermann eine Messebaufirma. „Damals wurden die Messewände noch von Hand bemalt“, erklärt Berthold Hengstermann den künstlerischen Aspekt des Berufs. Die Malerei war stets nur Hobby des Vaters. Und dieses Hobby wandelte sich im Laufe der Jahrzehnte. Malte Hengstermann in jungen Jahren noch sehr figürlich, wurde sein Spätwerk immer abstrakter.

Deutlich wird das an zwei Jesus-Porträts, die an der Wohnzimmerwand seines Sohnes hängen. Das rechte ist eins seiner letzten Werke. Die kräftigen Farben verlaufen an den Rändern. „Ich male jetzt nur noch gegenstandslos“, sagte Willy Hengstermann kurz vor seinem Tod. „Ich bin jetzt frei.“

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